Radiokolleg - Nach uns

Über eine Erde ohne Menschen (4). Gestaltung: Armin Stadler

Das Leben ist riskant auf diesem Planeten und Aussterben nicht unwahrscheinlich. Keine Spezies hat die ewige Existenz auf der Erde gepachtet. Das zeigt das Schicksal der Dinosaurier und gilt auch für die Zukunft des Homo sapiens. Zwar droht demnächst kein Meteoriteneinschlag, aber wer mit den Atomwaffen seine Selbstvernichtung in der Hand hat, darf sich schon einmal wegspekulieren: Wie würde die Erde eigentlich ohne Menschen weitermachen?

Das Szenario läuft wohl auf eine entfesselte Natur hinaus, die den Planeten zurückerobert und die Spuren unserer Existenz allmählich verwischt. Es beginnt mit überfluteten U-Bahn-Schächten, Globus umspannendem Stromausfall, heißlaufenden Atomkraftwerken, brennenden Metropolen, aufbrechenden Straßen; aus dem Asphalt wachsen Blumen; dann ziehen die Tiere in die Städte ein; Holzbauten, Wohnhäuser und Brücken stürzen ein; Wälder decken die Vorstädte zu, im sprießenden Unterholz verbergen sich Geschirrspüler und Edelstahltöpfe; nach 1.000 Jahren sind nur noch unterirdische Bauwerke intakt, beispielsweise der Eurotunnel zwischen Calais und Dover.

Und nach 100.000 Jahren? Nach einer Million? Wie viel CO2 enthält die Erdatmosphäre? Hat sich das Klima verändert? Was ist mit dem Plutonium in den Kernwaffen geschehen? Bindet das Erdreich noch Dioxine? Sind die in den Mount Rushmore gemeißelten Porträts der US-Präsidenten noch zu erkennen? Existieren bereits Mikroorganismen, die Kunststoffe biologisch abbauen? Welche Pflanzen- und Tierarten sind mit und nach uns verschwunden, welche konnten überleben, sich ausbreiten und weiterentwickeln?

Könnte die Evolution am Ende auf die Idee verfallen, den Menschen ein zweites Mal hervorzubringen? Für ein optimiertes Modell des Homo sapiens hätte sie jedenfalls weniger als zwei Milliarden Jahre Zeit. Danach beginnt die Sonne, heller zu strahlen und die Erde langsam zu rösten. Dann ist endgültig Schluss mit Leben in diesem Winkel des Weltalls, ob mit oder ohne uns. Finis Mundi!

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