Gedanken für den Tag

Von Katja Sindemann. "Götterspeisen" - Religiöse Festgerichte und ihre Botschaft. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Ob Käseblintzes, Pfingstmilch, Halim oder Modaka - Religiöse Festtage sind meist traditionell auch mit bestimmten Speisen verbunden. Gab es dafür ursprünglich jahreszeitliche, bzw. geoklimatische Gründe, wurden die Speisen im Laufe der Zeit oft auch religiös interpretiert. Selbst wenn die Symbolik mehr dem Volksbrauch als der jeweiligen Theologie entsprach, so enthielt sie doch eine wertvolle spirituelle Lehre.

Die Religionswissenschaftlerin Katja Sindemann schaut den Religionen in ihre Kochtöpfe und lädt in den "Gedanken für den Tag" zu einem kulinarisch-theologischen Streifzug ein.

Janmashtami, Krishnas Geburtstag

Das hinduistische Fest Janmashtami, das  vor Kurzem gefeiert wurde, ist der Geburtstag Krishnas. Das ist jener blauhäutige Hindu-Gott, der meistens als Hirte mit einer Flöte dargestellt wird, eine Kuh an seiner Seite. Sein Hauptkultort ist Vrindavan in Nordindien. Hier soll Krishna seine Kindheit als Kuhhirte verbracht, mit Hirtenmädchen neckisch gespielt und Streiche verübt haben. Diese Erzählungen sind als spirituelle Gleichnisse zu verstehen. Seine Gefährtin ist Radha, die beiden sind das klassische Liebespaar des Hinduismus. Ihre Zuneigung symbolisiert die Liebe Gottes zu den Menschen, aber auch die sehnsuchtsvolle Hingabe des Menschen an Gott. Viele Krishna-Anhänger pilgern nach Vrindavan, um ihn in einem der zahlreichen Tempel zu verehren. Zu Janmashtami werden Episoden aus Krishnas Leben nachgespielt. Die Gläubigen fasten tagsüber, um am Abend ein gemeinsames Festmahl zu feiern. Ein Brauch zu Janmashtami ist zum Beispiel das Zerbrechen eines Milchtopfes. Denn Krishna soll als Kind aus den weit oben hängenden Milch- und Buttertöpfen der Nachbarn genascht haben. So wird ein Tontopf, gefüllt mit Joghurt, Schlagobers, Butter und Früchten, hoch oben aufgehängt. Junge Männer bilden eine Pyramide und schlagen den Topf unter lauten Rufen herunter. Die Pilger, die erschöpft nach ihrer Reise in Vrindavan ankommen, erhalten bei ihrer Ankunft Laddus, süße Bällchen aus Kichererbsenmehl, die mit Sesam, Rosinen, Mandeln, Kokosflocken oder Nüssen versehen sind, zur Stärkung von Körper und Geist. Laddus symbolisieren den Segen und die Freude der spirituellen Praxis sowie das Wissen um den Weg zur Befreiung, hin zu dem angestrebten Ziel der Hindus, der Erlösung aus dem Rad der Wiedergeburten. Laddus schmecken nicht nur gut, sie sind auch ziemlich gesund: Laut Ayurveda fördern sie die Verdauung. Das Kichererbsenmehl besteht aus hochwertigem Protein. Das Öl der Kichererbse kann den Cholesterinspiegel senken, sein Gehalt an Kalium und Magnesium stärkt den Herzmuskel. Calcium und Phosphor sind wertvoll für den Knochenbau. Die Laddus gelten auch als Lieblingsspeise des elefantenköpfigen Ganesha. Dieser Gott der Weisheit wird oft mit einer Schüssel Laddus in der Hand dargestellt. Wäre doch öfters spiritueller Nutzen, gesundheitliche Stärkung und süße Nascherei so glücklich vereint wie bei den indischen Laddus!

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Titel: GFT 120601 Gedanken für den Tag / Katja Sindemann
Länge: 03:49 min

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