Radiokolleg - Sparen und Hoffen

Portugal am Rand des Abgrunds
(4). Gestaltung: Margit Hainzl und Emil Wimmer

'Austeridade' - Härte, Strenge, Sparpolitik - lautete das Wort des Jahres 2011. Abgeschlagen an 2. Stelle lag: "esperança"- Hoffnung. Viele sehen in dieser Wahl eine Momentaufnahme der portugiesischen Gesellschaft.

Das kleine Land am Rand Europas steckt in einer tiefen Rezession. Seit 7 Quartalen in Folge ist die Wirtschaft nicht gewachsen, die Produktivität ist schwach, die Industrie veraltet, die Landwirtschaft ineffizient, der Staat hochverschuldet.

Als Gegenleistung für das 78 Milliarden schwere Hilfspaket der 'Troika' (EU, EZB und IWF) hat sich die Regierung im Mai 2011 zur Senkung des Haushaltsdefizits verpflichtet. Staatsdienern wurde das Einkommen gekürzt und das Urlaubs- und Weihnachtsgeld gestrichen, was zu einem 25-prozentigen Kaufkraftverlust geführt hat. Der Mindestlohn liegt bei 2,92 Euro, weniger bezahlt man nur in den osteuropäischen Staaten. Die Arbeitslosigkeit hat ein Rekordniveau erreicht, Tendenz steigend.

Überproportional betroffen sind junge Erwachsene, die sogenannte 'verlorene Generation'. Eine Studie über 18 bis 34-Jährige auf dem Weg zum und im Prekariat zeichnet ein düsteres Bild. Einer ganzen Generation, so die Autoren, steht eine ,Vollzeit-Randexistenz' bevor.
Emigration ist eine Möglichkeit der Krise und der Arbeitslosigkeit zu entkommen, eine andere Lösung scheint vielen die Rückkehr in die Landwirtschaft, denn Portugal ist trotz des günstigen Klimas abhängig von Lebensmittelimporten und viele Flächen liegen brach. Als Hauptgrund wird eine verfehlte EU-Agrarpolitik genannt, die nicht angepasste Monokulturen(z.B. Eukalyptuspflanzungen für die Zellstoffproduktion) fördert. So erhalten 250.000 kleine und mittlere Bauern weniger öffentliche Gelder als 2000 Großgrundbesitzer.

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