Gedanken für den Tag

Von Rudolf Taschner. "Die Entdeckung der Genauigkeit" - Zum 350. Todestag von Blaise Pascal. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Weil sich rational weder die Existenz Gottes beweisen noch widerlegen lässt, erfindet der französische Mathematiker, Physiker, Literat und christliche Philosoph Blaise Pascal den genialen Gedanken seiner "Wette": Es gilt, wie bei einer Wette entweder auf Gott zu setzen, oder gegen Gott zu setzen - und niemand kann sich vor dem Einsatz drücken.


Pascal und die Zähmung des Zufalls

Dieser Tage vor 350 Jahren starb Blaise Pascal, Frankreichs größtes Universalgenie.
Hatte Mozart allein Haydn als kongenialen Komponisten anerkannt, so hatte auch Pascal allein in Pierre de Fermat einen ihm ebenbürtigen Mathematiker gesehen. Fermat selbst war Rechtsgelehrter und stand mit Pascal in brieflichem Kontakt. Beide interessierten sich, welche Geheimnisse hinter den Glücksspielen verborgen liegen, denen sich die Gesellschaft der Reichen ergab. In ihren Briefen erfanden Fermat und Pascal die Wahrscheinlichkeit. Beim Roulette ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kugel in den Fächer einer roten Nummer, also auf rouge fällt, 18 zu 37, denn alle Fächer sind gleich groß, der Fächer von zero ist grün unterlegt und je 18 der anderen 36 Nummern von 1 bis 36 sind schwarz oder eben rot unterlegt. Wer auf rouge setzt und gewinnt, bekommt das Doppelte des Einsatzes als Gewinn. Da aber die Wahrscheinlichkeit seines Gewinns nicht genau 50 Prozent, sondern mit 18 zu 37 ein wenig geringer ausfällt, wird das Casino auf lange Sicht einen sicheren Erlös lukrieren.

In welchem Fächer bei einem einzigen Spiel die Kugel landet, weiß niemand: kein Spieler, kein Croupier, auch kein Mathematiker, weder Fermat noch Pascal. Aber die beiden wussten: Bei 37 000 Spielen landet ungefähr 18 000-mal die Kugel auf rouge. Ein Spieler, der 37 000-mal einen Dukaten auf rouge setzt, wird 18 000-mal gewinnen und mit 36 000 Dukaten nach Hause gehen. Tausend Dukaten bleiben im Casino.

Nur mit großen Zahlen kann man den Zufall zähmen. Das wusste Pascal und suchte daher nicht das vom Zufall abhängige Glück, sondern die Glückseligkeit, ruhend auf dem Symbol der kleinsten Zahl, der Eins, der Einzigartigkeit.

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Titel: GFT 120816 Gedanken für den Tag / Rudolf Taschner
Länge: 03:49 min

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