Radiokolleg - Die Idee von Europa

Geschichte, Konzepte, Streitpunkte (1). Gestaltung: Brigitte Voykowitsch

Einer phönizischen Prinzessin verdankt Europa seinen Namen. Der griechische Gott Zeus verliebte sich in die Prinzessin, nahm die Gestalt eines Stiers an und entführte Europa. Dieser Mythos ist in vielen Variationen erzählt und in der Kunst als beliebtes Motiv vielfach dargestellt worden. Europa als geographischer, zivilisatorischer und politischer Raum ist dagegen eine jüngere Vorstellung - die ebenfalls in vielen Versionen auftritt. So gab es Europakonzepte, die andere, größere oder kleinere Räume umfassten, als wir sie heute mit Europa assoziieren. Die Europakonzepte waren, wie es ein Experte ausdrückt, nie ganz europäisch und auch nie nur europäisch. Immer wurden mehr oder weniger große Teile Europas ausgeschlossen (in Paneuropa fehlte etwa Großbritannien), immer waren Überseegebiete und/oder kleinasiatisch/nahöstliche dabei. Und immer fehl(t)en osteuropäische Länder. Europa war auch noch nie deckungsgleich mit der EU, deren Entstehung auf die Katastrophen des zweiten Weltkriegs zurückzuführen ist. Die Europäische Einigung sollte einem übersteigerten Nationalismus auf Dauer einen Riegel vorschieben. Die teilnehmenden Staaten wollten sich dabei nicht abschaffen, sondern vielmehr durch die Zusammenarbeit stärker werden. Was "das Europäische" ausmacht bzw. wo Europa endet - oder wo man es enden lassen will -, bleiben weiterhin strittige Fragen.

Service

Olaf Asbach, Europa - Vom Mythos zur Imagined Community?, Wehrhahn-Verlag 2011

Jacques Le Goff,Die Geburt Europas im Mittelalter, Beck Verlg 2012

Wolfgang Schmale, Geschichte und Zukunft der Europäischen Identität, Kohlhammer 2008

Wolfgang Schmale, Geschichte Europas, UTB 2001

Wolfgang Schmale, Scheitert Europa an seinem Mythendefizit?, Winkler 1997

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