Radiokolleg - Die Moldau

Eine historische Region mit schwierigem Erbe (4). Gestaltung: Tanja Malle

Die 3.5-Millionen-Einwohner-Republik Moldau ist seit 1991 unabhängig und innerlich gespalten. Denn die im Vergleich zu seinen Nachbarn - der Ukraine im Norden und Rumänien im Süden - kleine Republik hat immer wieder damit zu kämpfen, dass ihr weite Teile der eigenen Bevölkerung die Existenzberechtigung absprechen. Aktuell wird besonders häufig für eine Angliederung Moldaus an Rumänien demonstriert. Mit Transnistrien im Nordosten und Gaugasien im Süden wollen sich darüber hinaus gleich zwei Regionen von dem Land abspalten bzw. haben bereits separate Verwaltungs- und Regierungsstrukturen aufgebaut. Das, wie auch die angesichts wirtschaftlicher Probleme erstarkte Bewegung zur Vereinigung mit Rumänien, sind die vorherrschenden innenpolitischen Themen. Im Ausland ist die Moldau als jenes europäische Land bekannt, dem in den vergangenen Jahren bereits ein Drittel seiner erwachsenen Bevölkerung den Rücken gekehrt hat. Mehr als eine Million Moldauer und Moldauerinnen hat das Land aus wirtschaftlichen Gründen verlassen. Die Männer arbeiten oft als Bauarbeiter in Russland, die Frauen als Pflegerinnen in den westlichen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Das Geld, das sie nach Hause schicken, sichert das wirtschaftliche Überleben ihrer in der Moldau verbliebenen Verwandten.

Die gegenwärtigen Probleme des Landes lassen sich mit einem Blick auf seine Geschichte besser verstehen. Denn im historischen Großraum Moldau trafen jahrhundertelang mit den Habsburgern, den Osmanen und Russland drei Großmächte aufeinander. Deren Einfluss spiegelt sich bis heute in der Vielfalt der Ethnien, Kulturen, Sprachen und Religionen wieder. Die Hauptstadt Chi?in?u war bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts ein bedeutendes Zentrum des jüdischen Lebens der Region, hier lebte außerdem eine große deutsche Minderheit, wie auch zahlreiche andere Ethnien unterschiedlichen Glaubens, was vor allem außerhalb der Hauptstadt sichtbar wird. Die über 500-jährige orthodoxe, katholische und jüdische Kirchenarchitektur ist heute ein bedeutender Tourismusfaktor. Zu kurz kommt hingegen der Umweltschutz, in der Moldau gibt es bis heute keinen einzigen Nationalpark. Tanja Malle begibt sich auf Reisen durch die einst historisch bedeutende Region, die heute nur noch am Rande wahrgenommen wird. Und erkundet darüber hinaus auch das moldauisch-ukrainische und das moldauisch-rumänische Grenzland, das nicht nur geschichtlich eng mit der Moldau verbunden ist.

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