Salzburger Nachtstudio

Europa neu denken. Gestaltung: Elisabeth J. Nöstlinger

Das Ende der Nationalstaaten wird von europäischen Intellektuelle, Dichtern und Politikern zur Rettung Europas in Betracht gezogen, ja von einigen sogar gefordert. Claudio Magris gehört zu ihnen, Robert Menasse und auch der Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer. "Ein vereintes Europa unter Ausschluss staatlicher Eigeninteressen" soll dabei herauskommen und ein Präsident mit "eigener Regierung". "Die politische Grundstruktur der USA" ist manchem dafür Vorbild. Bedeutet das auch,
dass es künftig einen Zentralstaat geben wird, der dem Diktat einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik folgt? Unterschiedliche historische Traditionen werden aber weiterhin die Regionen prägen und auch künftig gepflogen und gelebt werden. Regionale Identität wird auch weiterhin über Kultur und Lebensstil der Menschen entstehen.

Der Philosoph Konrad Paul Liessmann verweist darauf, dass es ohne Grenzen kein Miteinander gibt, ohne Differenz keine Erkenntnis. Sich als Europäer zu fühlen, scheint immer weniger erstrebenswert. Gerade in Krisenzeiten "erlangt das Vertraute einen neuen Wert. Je dynamischer und komplexer sich die Welt entwickelt, umso dringlicher brauchen wir Überschaubarkeit. Was streben wir an, was sind die entscheidenden Faktoren, dass wir uns wohlfühlen? Geht es dabei nicht auch um eine erneuerte Aktualität unserer Herkunft, um Kontinuität und Wandel der Tradition mit den Mitteln und Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts" fragen Kulturphilosophen. Philosophen, Soziologen und Dichter analysieren aus den verschiedensten Blickwinkeln.

Service

Literaturtipp:

Lob der Grenze. Kritik der politischen Unterscheidungskraft. Konrad Paul Liessmann, Paul Zsolnay Verlag
Unser Friaul, Gisela Hopfmüller, Franz Hlavac, Styria
Trennt euch!, Heiner Flassbeck, Wirtschaft und Markt, September 2012

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