Dimensionen - die Welt der Wissenschaft
Das Quanten-Quartett (IV)
Rudolf Grimm: Der König der Kälte. Ein Porträt von Armin Stadler
30. Oktober 2012, 19:05
2003, im Gründungsjahr des "Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation" (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, setzt der Experimentalphysiker Rudolf Grimm einen wissenschaftlichen Meilenstein: er erzeugt das weltweit erste Bose-Einstein-Kondensat aus Molekülen. Es handelt sich um eine Materieform, die auf der viel zu warmen Erde nicht existiert. Knapp oberhalb des absoluten Temperaturnullpunkts erzeugt Grimm in seinem Labor ultrakalte Atome, die plötzlich im Gleichtakt schwingen und so den Wellencharakter der Materie zeigen. Technologisch sind Grimms unterkühlte Experimente eine heiße Sache: Atomuhren könnten noch genauer laufen, der Einsatz von Atomlasern scheint möglich, und mit Atominterferometern ließen sich viele Naturphänomene noch präziser messen. In seinem Kältelabor produziert Grimm inzwischen auch Fermi-Kondensate und molekulare Quantengase, die in der Supraleitung und für eine Chemie am absoluten Nullpunkt Verwendung finden könnten.
Der 1961 in Mannheim geborene Physiker ist seit fünf Jahren österreichischer Staatsbürger und für zwei Jahre als Geschäftsführer des IQOQI gewählt. - Abschluss der 4-teiligen Porträtserie über die erfolgreichen Innsbrucker Quantenphysiker.
