Radiokolleg - Die Mongolei

Zu Besuch bei den Erben von Dschingis Khan (2). Gestaltung: Johannes Kaup

Das mongolische Weltreich von Dschingis Khan und seiner Enkel Kublai Khan und Batu Khan war legendär. Im 13.Jahrhundert reichte es vom Pazifik im Osten bis zur damals deutschen Stadt Liegnitz im heutigen Polen. Vom Reichtum und Glanz des Mittelalters ist im Laufe der Geschichte nur wenig geblieben.

Aber die Mongolei überwältigt seine Besucher heute mit einem Schatz, der im 21.Jahrhundert selten geworden ist: weitgehend unberührte Natur und die faszinierende lebendige Kultur der Nomadenfamilien. Seit vor 22 Jahren die kommunistische Herrschaft zu Ende ging und die Mongolei ihre Unabhängigkeit erklärte, wird das zentralasiatische Hochland mit seinen schier unendlichen Weiten neu entdeckt. Ausgedehnte Gras- und Steppenlandschaften, die Wüste Gobi und die Gebirgszüge des Hohen Altai zeugen von der landschaftlichen Vielfalt, aber auch von extremen Lebensbedingungen. Während es im Sommer bis zu 40 Grad heiß werden kann, kann die Temperatur im Winter in manchen Gegenden auf weit unter minus 40 Grad fallen. Drei Millionen Einwohner leben auf einer Fläche, die fast zwanzig Mal so groß ist wie Österreich. Die Hälfte davon in den drei größten Städten Ulaanbaatar, Darchan und Erdenet. Die meisten Mongolen sind Buddhisten. Der Buddhismus ist kulturell-religiös mit Tibet verbunden. Aber - vor allem unter den nomadisierenden Familien - werden noch immer schamanistische Traditionen gepflegt. 80 Prozent des Landes sind landwirtschaftlich nutzbar, aber aus klimatischen Gründen nur ein Prozent als Ackerland. Die auf dem Land lebenden Mongolen leben deshalb meist von der Viehzucht: Rund 30 Millionen Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen und Kamele stellen für sie die wichtigste und krisenresistente Wirtschaftsgrundlage dar. Die Mongolei ist ein Agrarindustriestaat. Das Wirtschaftssystem befindet sich in der Aufbauphase weg von einer zentral gelenkten Planwirtschaft hin zu einem marktwirtschaftlichen System mit den damit verbundenen Problemen. Hauptexportprodukte sind Kaschmir, Fleisch, Häute, Felle, Kupfer- und Kupferkonzentrate, Molybdän, Baumaterial, Gold und Kohle. In den Letzten Jahren wurden gewaltige Vorkommen an Bodenschätzen entdeckt. Kein Wunder, das derzeit vor allem die großen Nachbarstaaten Russland und China, aber auch US-Firmen sich heftig um die Schürf- und Explorationsrechte bewerben. Manche Mongolen sind sehr besorgt, in welche Richtung sich das Land durch den Rohstoff-Boom entwickeln wird. Wird es wie Norwegen werden, das die Einkünfte aus der Ölförderung in einen Staatsfonds investiert? Oder wird es das Schicksal Nigerias erleiden, das von sozialer Ungleichheit, Konflikten, Korruption und Naturzerstörung geprägt ist?
Johannes Kaup hat sich auf die Reise in das "Land der zornigen Winde" begeben und gibt einen Einblick in Gesellschaft, Natur und Kultur der Mongolen.

Service

Fred Forkert, Barbara Stelling: Mongolei, Reise Know How Verlag Bielefeld

Amelie Schenk/ Galsan Tschinag, Im Land der zornigen Winde, Waldgut Verlag

Galsan Tschinag, Die neun Träume des Dschingis Khan, Insel Verlag

Galsan Tschinag, Gold und Staub, Unionsverlag Berlin

Galsan Tschinag/Gernot Gleiss/Gernot Stadler, In der Mitte ein Feuer. Geschichten und Bilder der tuwinischen Nomaden in der Mongolei. Buch und DVD, Verlag G2, Klagenfurt

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