Gedanken für den Tag

9. November 2012, 06:56

November-Pogrome

Ist es Freude, ist es Schmerz?
Ein drei Kilogramm schweres oder leichtes Buch mit diesem Titel liegt auf meinem Tisch. Darin sind über 1200 ausgewählte Gedichte 350 jüdischer deutschsprachiger Dichter und Dichterinnen und ihre Kurzbiographien zusammengefasst.

Die Auswahl und Herausgabe dieser Gedichte ist nicht das Ergebnis der vorbereitenden Arbeit einer staatlich beauftragten Kommission, die in langen Sitzungen beraten, erwogen und entschieden hat. Auch kein literarischer, kein um Wiedergutmachung bemühter Kulturverein hat dieses riesige Werk mit diesem winzigen Ausschnitt an gerettetem Erbe zu Wege gebracht.

Ein Mann ist es, ein Kaufmann, der nach vollendetem Arbeitsleben erst ein Geschichtsstudium begonnen und absolviert und danach beschlossen hat, sich der genannten Aufgabe zu widmen. Ganz allein hat er gesucht und recherchiert, Kontakt aufgenommen mit Archiven und mit den Nachkommen jedes einzelnen, von dem er Gedichte in seine Anthologie aufnehmen wollte, hat die Erben der Dichterinnen kontaktiert, individuelle Briefe geschrieben, - echte, auf Papier -, aus dem eingeschickten Material seine Wahl getroffen, um die Hälfte gekürzt, hat geordnet und sortiert, hat sich um Druck und Layout gekümmert, und im Frühsommer dieses Jahres Belegexemplare des fertigen Produkts, eigenhändig adressiert, verschickt.

Mich erfüllt mit Dank und Freude, was ein Einzelner durch seine Initiative den unsagbar schmerzlichen Erinnerungen symbolisch entgegenzusetzen vermag, die an diesen Jahrestagen der November-Pogrome einmal mehr in uns wachgerufen werden.
Ich verneige mich vor Dr. Herbert Schmidt, Düsseldorf.

Service

Buch, Herbert Schmidt, "Ist es Freude, ist es Schmerz?", Edition Virgines

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