Gedanken für den Tag

Von Egon Kapellari. "Ein Fest mit Leuchtkraft" - Gedanken zur Weihnachtszeit. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer

Das vor zwei Tagen gefeierte und in vielen Menschen noch weiter wirkende Weihnachtsfest ist auch ein Fest gegen den Stolz. In einer alten Legende fragt ein Schüler seinen geistlichen Lehrer: Warum haben früher Menschen Gott gesehen und warum sehen sie ihn heute nicht mehr? Der alte Mann antwortet: Weil sich heute keiner mehr so tief bücken mag.

Diese Geschichte hat auch etwas mit Weihnachten zu tun. Wer das Kind, das auf den Weihnachtsbildern in der Krippe liegt oder von Maria in den Armen getragen wird, genau sehen will, der muss sich bücken. Am Boden der Grotte von Bethlehem bezeichnet ein silberner Stern jenen Ort, wo gemäß alter Überlieferung Jesus geboren wurde und so der Welt ihr Licht aufgegangen ist. Der Raum ist niedrig, und auch in die hohe Geburtskirche, die über dieser Grotte errichtet ist, kommt man nur, wenn man sich etwas bückt. Das große Tor dieser alten Kirche ist nämlich vor Jahrhunderten bis auf eine enge Pforte, bis auf ein "Nadelöhr" könnte man sagen, zugemauert worden. Man muss sich klein machen, um an den Ort zu gelangen, wo nach ehrwürdiger Tradition Gott als Kind erschienen ist.

Wer sich bückt oder niederkniet und dies freiwillig tut, der gleicht auch den drei Magiern, die aus dem Orient gekommen waren, um dem Jesuskind im Stall in Bethlehem zu huldigen. Auf vielen Bildern verneigen sie sich vor dem Kind, legen ihre Krone ab, knien vor ihm nieder und bringen ihm ihre Gaben dar. Es sind dies Gold, Weihrauch und Myrrhe. Sie zeigen damit, dass nur diesem Kind eine Krone gebührt. Dieses Kind ist es, das später als Mann von Nazareth vielen Menschen gezeigt hat und auch heute zeigen will, dass schließlich nicht Stolz und Hochmut stärker sind als die oft ohnmächtig erscheinende Liebe.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Text und Weise/14.Jh
Komponist/Komponistin: Quelle: Kluges Ges.buch/1529
Bearbeiter/Bearbeiterin: Karl Alfred Schmitz /Klavier
Album: WEIHNACHTEN MIT GEORG FRIEDRICH HÄNDEL: Die Chaconne, ausgew. Sätze a.d. 8 grossen Suiten u. klassische Weihnachtslieder
Titel: In dulci jubilo/ Bearbeitung für Klavier
Solist/Solistin: Claudia Klinkenberg /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Thorofon CTH2587

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