Vom Leben der Natur

Schmelzen die Gletscher, steigen die Meere. Der Klimaforscher Ben Marzeion erklärt die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Gletscherschwund und erhöhtem Meeresspiegel.
Teil 2: Die Änderung der Fläche.
Gestaltung: Barbara Zeithammer

Es ist nicht mehr zu leugnen: Der vom Menschen verursachte Klimawandel verändert die Erde gravierend. Die ersten Reaktionen auf die Erderwärmung finden sich im Hochgebirge, vor allem die Gletscher sind betroffen und weil sie schmelzen - stärker und schneller, als Wissenschafter annahmen - steigt der Meeresspiegel.

In den vergangenen hundert Jahren stieg der Meeresspiegel um 20 Zentimeter, elf Zentimeter sind auf das Schmelzen der Gletscher zurückzuführen. Die Erforschung dieser Zusammenhänge war bis vor etwa einem Jahr äußert schwierig, denn niemand wusste genau, wie viele Gletscher es eigentlich auf der Welt gibt, wo sie liegen und wie groß sie sind.

In Österreich ist die Lage anders: Hier wird seit Jahrzehnten relativ intensiv an den heimischen Gletschern geforscht. Rund 900 Gletscher gibt es in Österreich, sie machen mit einer Fläche von 450 Quadratkilometern etwa ein halbes Prozent der Landesfläche aus. In den letzten dreißig Jahren haben sich ihre Flächen um 17 Prozent reduziert, ihr Volumen um 22 Prozent. Doch selbst wenn alle Gletscher in den Alpen schmelzen, ist ihr Beitrag zum Meeresspiegelanstieg vernachlässigenswert - was für Mitteleuropa auf dem Spiel steht, ist die Wasserversorgung.

Forscher vom Innsbrucker Institut für Meteorologie und Geophysik haben die Gletscher der Welt erkundet, haben sie vermessen, ihre Daten in ein Computermodell eingegeben und rekonstruieren in ihrem Projekt die Entwicklung der Gletscher, die Zusammenhänge mit dem Meeresspiegel-Anstieg und errechnen Szenarien für die Zukunft - bis ins Jahr 2300.

Die Zusammenhänge zwischen Gletscherschmelze und Meeresspiegelanstieg sind komplex und spannend, zeigen die Forschungen der Innsbrucker um Ben Marzeion: Der Meeresspiegel wird zum Beispiel nicht gleichmäßig steigen, wie man annehmen könnte, sondern regional sehr unterschiedlich - die Gravitation der Erde (ebenso wie jene der großen Eisschilde) ist eine wesentliche Einflussgröße. Auch die Temperatur des Wassers selbst spielt eine Rolle: Die thermische Ausdehnung des Wassers lässt den Meeresspiegel steigen.

Service

Ass. Prof. Dr. Ben Marzeion
Universität Innsbruck
Institut für Meteorologie und Geophysik
Innrain 52
A-6020 Innsbruck
Ben Marzeion

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