Gedanken für den Tag

von Paul Chaim Eisenberg, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde. "Heute und vor 2.000 Jahren" - Gedanken zum jüdischen Pessach-Fest. Gestaltung: Alexandra Mantler

Pessach dauert acht Tage und ist ein Familienfest. Die ersten Abende des Pessach-Festes heißen Seder-Abende. Die sind schon vorbei, aber man darf noch darüber etwas sagen. An diesem Abend sitzt die Familie gemeinsam um einen Tisch. Dort wird gegessen, gefeiert, gesungen, gebetet. Es gibt auch ein Buch, das heißt Haggada, die Geschichte des Pessach-Festes. Dieses wird gelesen und nach der Ordnung dieser Liturgie wird der gesamte Abend quasi als ein Heimgottesdienst abgehalten. Wenn wir über die Familie sprechen, dann möchte ich auch hervorheben, dass das Pessach-Fest besonders etwas mit den Frauen zu tun hat: Es war nicht einmal eine jüdische Frau, sondern die Tochter des Pharaos, die Moses aus dem Nil, aus einem Körbchen herauszog und aufzog. Die Vorgeschichte ist, dass der Pharao, weil er Angst hatte, dass die Juden zu mächtig werden - diese Sachen haben wir auch in anderen Jahrhunderten immer wieder erlebt - befohlen hat, jüdische Knaben in den Nil zu werfen. Da gab es eine Familie, die dieses Gebot in einem übertragenen Sinn eingehalten hat: Sie haben das Kind in den Nil gelegt, allerdings in einem Körbchen. Da kam die Tochter desselben Pharaos, der die Juden vernichten wollte, und hat dieses Kind gerettet, wohl wissend, dass es sich um ein jüdisches Kind handelt. Sie hat ihn aufgezogen. Das war Moses, der von Gott den Auftrag erhalten hat, die Kinder Israels aus Ägypten zu befreien. Aber auch die Schwester Moses und seine Mutter müssen erwähnt werden. Die Schwester ging hin und schaute, ob diesem Kind nichts passiert. Es gab auch zwei Hebammen, die sich dem Befehl des Pharaos widersetzt haben, die jüdischen Knaben gleich nach der Geburt zu töten. Eigentlich ist das ziviler Ungehorsam, der aber sehr tief und sehr menschlich war und so glaube ich, dass wir mit gutem Recht sagen können: Pessach ist ein Fest, an dem man ganz besonders auch die Leistungen der Frauen hervorheben soll.

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Sendereihe

Playlist

Urheber/Urheberin: trad.
Titel: Ma Nishtana
Ausführender/Ausführende: Jewish Music Unlimited
Länge: 02:00 min
Label: 2010 Amathus Music B004APZZZ6

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