Gedanken für den Tag

von Manfred Scheuer, römisch-katholischer Bischof in Innsbruck. "Heute und vor 2.000 Jahren" - Gedanken zur christlichen Karwoche. Gestaltung: Alexandra Mantler

Welchen Wert hat das Brot? Für die einen ist es ein Abfallprodukt: "Das Brot und das Wort sind Kleingeld geworden. Wir beten um tägliche Abfallkübel", formulierte die österreichische Dichterin Christine Busta. "Unser täglich Brot", das ist der Titel eines österreichischen Dokumentarfilmes aus dem Jahr 2006. Der Film zeigt die High-Tech Landwirtschaft und die industrielle Nahrungsmittelproduktion. Die Bilder sind nicht leicht verdaulich. Nach dem Film schmeckt das Essen nicht mehr recht. Für billige Lebensmittel nehmen die Konsumenten aber ökologisch und (un)sozial so ziemlich alles in Kauf. - Brot ist heilig! Das haben viele noch gelernt. Brot durfte nicht weggeworfen werden. Vor dem Anschneiden eines Brotlaibes wurde dieser früher in vielen Familien mit einem Kreuzzeichen bezeichnet. Brot war weniger ein Konsummittel oder ein bloßes Produkt, es war vielmehr eine Gabe Gottes, die eine zentrale Bitte im Vaterunser darstellte. "Du schenkst uns das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Wir bringen dieses Brot vor dein Angesicht, damit es uns zum Brot des Lebens werde", so heißt es im Gabengebet der katholischen Messe.

Heute am Gründonnerstag denken Christen und Christinnen an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte. Zugleich ein Vermächtnis. Dabei nahm Jesus Brot, und sprach den Lobpreis, brach das Brot und sagte: Nehmt, das ist mein Leib für euch. Im Brot, das Jesus nimmt, steckt die ganze Mühe, der Schweiß der menschlichen Arbeit, da steckt der Alltag drinnen, das tägliche gemeinsame Essen, das Mahl-Halten. Ich glaube: Wenn Jesus dieses Brot zum Sakrament seiner Gegenwart macht, so will er damit sagen: Ihr selbst, Euer Leben, Eure Arbeit, Euer Miteinander sollen zum Leib Christi werden. Menschliches Leben findet sich im Brotbrechen, in der Eucharistie, wieder und Eucharistie verwandelt unsere Eigenbrötelei in Solidarität.

Service

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Frederic Chopin/1810 - 1849
Titel: Nocturne für Klavier Nr.2 in Es-Dur op.9 Nr.2
* Andante
Solist/Solistin: Daniel Barenboim /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: DG 4194082

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