Ö1 Kunstsonntag: Tonspuren

Tonspuren

In memoriam Jürg Amann: "Einnachten, dieses schöne Wort". Das literarische Leben des Schweizer Schriftstellers Jürg Amann. Von Stefan Weber

Jürg Amann, geboren 1947 in Winterthur, ist sozusagen der literarische Pathologe unter den Schweizer Schriftstellern: Beharrlich seziert er mit seiner scharfen, elegischen Sprache das immerwährende Scheitern der menschlichen Existenz schlechthin; am Glauben, an der Natur, an der Liebe, am eigenen Leben oder Tod, an der ganzen Welt, "diesem dunklen Raum".

"Die Vergeblichkeit ist eigentlich mein Grundgefühl und trotzdem habe ich Lust, Bücher darüber oder - in gewisser Weise - dagegen zu schreiben, weil solange ich auf dieser rotierenden Kugel zu leben habe, will ich zumindest dokumentieren, dass ich nicht einverstanden gewesen bin mit den Zeitläufen."

In diesem Zusammenhang bezieht er sich oft exemplarisch auf historische Persönlichkeiten: Kaspar Hauser, Büchners Mitstreiter Weidig, Hölderlins Freund Boehlendorff, Büchner, Schiller und - immer wieder Franz Kafka. Mit der Doktorarbeit über ihn schloss er 1974 sein Germanistikstudium ab. "Kafka ist für mich bis heute der Autor geblieben, der schriftstellerisch die Verlorenheit des Menschen ohne Mitte inszeniert hat, immer wieder diese leere Mitte umkreist hat. Ich muss den Beweis der Sinnhaftigkeit meiner Existenz selber erbringen, das ist eine lebenslange Aufgabe und für die steht mir nach wie vor Kafka."

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