Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

"Der Mann, der vor den Urknall rechnet." Ein Porträt des deutschen Physikers Martin Bojowald
Gestaltung: Armin Stadler

Nach der Urknalltheorie entstand das Universum vor ungefähr 13,7 Milliarden Jahren aus einem unendlich heißen und dichten Punkt. Da dieser auch den Beginn von Raum und Zeit markiert, galt die Frage, was vor dem Urknall war, bis zur Jahrtausendwende als wissenschaftliches Tabu. Dann stellte der deutsche Physiker Martin Bojowald vor etwas weniger als 10 Jahren ein Modell vor, das eine theoretische Welt vor dem Big Bang ermöglichte. Dieses kosmologische Sakrileg, begangen mit Mitteln der Mathematik, machte den damals 28-jährigen Deutschen berühmt.

Während Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie im Moment des Urknalls Singularitäten produziert, kann Bojowald diese mathematischen Unendlichkeiten im Rahmen der Schleifenquantentheorie vermeiden. Mit seinen Gleichungen tunnelt der Physiker dann durch die "Stunde Null". Als Resultat erhält Bojowald einen nur schwer vorstellbaren, von innen nach außen gestülpten Kosmos in einer negativen Zeit.

Ist der Urknall also bloß die physikalische Chimäre einer vorläufigen Mathematik? Könnten Raum und Zeit schon davor existiert haben? Seit Bojowalds Arbeiten haben solche Fragen auch außerhalb der Theologie und Philosophie wieder Konjunktur.

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  • Armin Stadler