Spielräume - Nachtausgabe

25. Mai 2013, 00:08

Malis Musikszene und seine überaus reiche Musiktradition sind legendär. Der gelassene Mali-Blues wurde spätestens durch das Zusammentreffen der Gitarristen Ry Cooder und Ali Farka Touré international bekannt. Connaisseure lieben auch ein anderes Treffen - jenes Ali Farka Tourés mit dem Kora-Spieler Toumani Diabaté. Salif Keita hat die Welt der Griots, der westafrikanischen Geschichtenerzähler und Moralisten, mit dem Pop verbunden. Ohne die Tradition der Griots kommen Amadou und Mariam aus, DAS Paar des Mali-Pop. Womit wir - nachdem wir den Männern in dieser unvollständigen Aufzählung den Vortritt gelassen haben, bei den Frauen angelangt wären, die in der Musikszene Malis eine bedeutende Rolle wie kaum anderswo spielen. Oumou Sangaré gehört zu DEN Stimmen, die nicht nur Hörgenuss bringen, sondern auch aktuelle Probleme von der traditionellen Zwangsverheiratung bis zur Abwanderung der Männer aus Mali thematisieren. Ihre jüngeren Kolleginnen Rokia Traoré und Fatoumata Diawara tun es ihr auf ihre je eigene Art gleich. In Europa wenig beachtet ist die Musik der Tuareg-Bands - die von Tinariwen, der "Rolling Stones der Sahara" und ihrer Nachfolger, Tamikrest, zum Beispiel.
Gelassenheit könnte man bei aller Auseinandersetzung und allen musikalischen Neuerungen und Stilrichtungen als ein immer wiederkehrendes Charakteristikum der Musik in Mali nennen.

In der politischen Auseinandersetzung in Mali ist für Gelassenheit zur Zeit kaum Spielraum. Die Unzufriedenheit mit einem korrupten Regime hat im vorigen Jahr radikale Kräfte auf die politische Bühne gebracht. Vor allem jene jungen Männer aus dem kargen Nordosten des Landes, für die es als Nomaden schon lange keine Zukunft mehr gibt, die aber bis zum Arabischen Frühling zum Teil noch von Libyens Machthaber Gaddafi als Söldner gebraucht wurden, sind wütend. Die Zerstörung kultureller Schätze in der jahrhundertealten Universitätsstadt Timbuktu war eine Folge, die groteske Verbindung von Islamismus und Drogenhandel ist eine andere.

Den Besuch der Sängerin Fatoumata Diawara in Österreich nehmen die Spielräume nun zum Anlass, Malis vielfältige musikalische Szene zu präsentieren und Menschen aus Mali erzählen zu lassen, wie sie die politische Situation in ihrem Land erleben.

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