Radiokolleg - Mazedonien

Allein unter Nachbarn (3). Gestaltung: Tanja Malle

Das 2 Millionen Einwohner-Land Mazedonien wird von Historiker/innen und Geograf/innen gerne als "Herz der Balkanhalbinsel" bezeichnet. Ein Herz, das mit Rhythmusstörungen zu kämpfen hat, möchte man ergänzen, wenn man die gegenwärtige politische und soziale Lage im Land betrachtet. Denn seine Stabilität wurde in den vergangenen Jahren wiederholt durch dessen Nachbarn ins Wanken gebracht. Mazedonien ging 1991 als einer von fünf Nachfolgestaaten aus der Auflösung Jugoslawiens hervor. Seither setzt es der südliche Nachbar Griechenland unter Druck.

Der Grund: Griechenland beansprucht das kulturelle Erbe der historischen Region Makedonien, die sich einst über Teile des heutigen Griechenlands, Bulgariens und Mazedoniens erstreckte, für sich und will die "Republik Mazedonien" nicht unter diesem Namen anerkennen. Daher verhindert es gemeinsam mit Bulgarien, das ebenfalls an Mazedonien grenzt, die Aufnahme von konkreten EU-Beitrittsgesprächen. Mindestens ebenso schwer, wie die Probleme mit Griechenland und Bulgarien, wiegen die Schwierigkeiten mit der albanischen Nachbarschaft, das heißt mit dem Kosovo und Albanien. Guerilla-Kämpfer aus diesen beiden Ländern besetzten im Jahr 2001 Teile Mazedoniens, wo große albanische Bevölkerungsgruppen leben und lieferten sich Kämpfe mit Polizei und Armee. Die Forderung: Autonomie bzw. mehr Rechte für die albanische Volksgruppe in Mazedonien.

Das Überschwappen der blutigen jugoslawischen Zerfallskriege auf Mazedonien konnte damals von der internationalen Staatengemeinschaft gerade noch verhindert werden - unter anderem mit einem finanziellen Trostpflaster von 500 Millionen Euro. Das Geld hätte in die Besserstellung der Albanisch sprachigen Bevölkerung Mazedoniens investiert werden sollen, doch davon ist viel versickert -immer wieder kommt es daher zu gewalttätigen Unruhen.

Investiert wird im Land weniger in die Bevölkerung, sondern vielmehr in die historische Mythenbildung. Diese läuft sprichwörtlich auf Hochtouren: Im Zentrum der mazedonischen Hauptstadt Skopje wurde vor rund eineinhalb Jahren eine mehr als zwanzig Meter hohe Statue des Nationalhelden Alexander des Großen errichtet, den auch Griechenland für sich beansprucht. Neben der großen albanischen Volksgruppe, leben im kleinen Mazedonien noch viele andere Ethnien - was sich im Parteienspektrum des Landes allerdings nicht spiegelt. Die seit langem regierende Koalition "Für ein besseres Mazedonien" hat das Ziel, dass sie im Namen trägt, bisher nicht erreichen können und hat weder Auswanderung noch Arbeitslosigkeit noch Armut gestoppt.

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