Gedanken für den Tag

20. Juni 2013, 06:56

Franz Küberl ist Präsident von Caritas Österreich:

Jede Minute verlassen 8 Menschen in Folge von Krieg, Verfolgung und Vertreibung ihre Heimat. Das sind 11.520 Menschen pro Tag. Im Jahr 2011 waren 42,5 Millionen Menschen in fluchtähnlichen Situationen. Das sind zusammengenommen die Einwohner von Berlin, London, Paris und New York.

Die meisten Flüchtlinge kommen aus blutigen Gegenden: Afghanistan, Irak, Somalia, Syrien. Der Großteil von ihnen kommt natürlich nicht nach Europa, sondern bleibt in den Nachbarländern. Und kommt nicht, wie oft befürchtet, in wohlhabende Staaten mit ihren glitzernden Metropolen. Vier von fünf Flüchtlingen weltweit leben heute in sogenannten Entwicklungsländern. Zum Beispiel in Kenia. Hier gibt es das größte Flüchtlingslager weltweit, mit rund 500.000 Menschen aus Somalia.
Dieses überfüllte Flüchtlingslager Dadaab ist die drittgrößte Stadt Kenias. Diese Stadt, eine Metropole des Elends: Gewalt, Hunger und Tod gehören genauso zum Leben wie Staub und Hitze. 1991 für 90.000 Flüchtlinge ausgelegt, harren die Menschen dort seit mehr als 20 Jahren aus.
Sie gehören, in Anlehnung an den Schriftsteller Frantz Fanon, zu den "Verdammten dieser Erde".

Zu fühlen, was diese Menschen fühlen, sich ihr Schicksal zu vergegenwärtigen setzt Empathie voraus - die Fähigkeit, sich in die Gedanken und Gefühle des Anderen hineinzuversetzen und darauf angemessen zu reagieren.

Im Christentum sind die Überzeugung, dass Gott jeden Menschen gleich gern hat und die daraus folgende Nächstenliebe seines Bodenpersonals zentrale Botschaft. Übersetzt für unsere Zeit: Es braucht Solidarität mit jedem Menschen, und insbesondere für Menschen in Not. Oder, um mit dem von Albert Schweitzer berühmt gemachten Wort aus dem Talmud zu schließen: wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt. Dann können auch die Verdammten von Dadaab zurück in eine menschliche Zukunft kommen.

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