Gedanken für den Tag

24. Juni 2013, 06:56

Die unendliche Weite des blauen Meeres mit den Inseln Brac, Solta und Hvar in der Ferne, sind die ersten Bilder meiner Kindheit, die ich schon aus meinem Bett beim Aufwachen sah. Diese unbekannte Weite, die Ruhe, aber auch die unendliche Kraft des Meeres prägten mich für immer und stillten alle meine Sehnsüchte. Diese Sehnsüchte konnte schon in meiner Kindheit ein Kosmopolit, der Lyriker und Philosoph, Tin Ujevic, am besten beschreiben.

In Vorahnung die Sehnsucht nach Fernen, Fernen;
im Atem, im Herzen die Berge, die Berge.
Von kleinen Orten mein Herz spricht
Imotski, Bra?, Vergissmeinnicht.
Von Schwertlilien, dem Ruhm und Glanze,
vom Duft (ja Duft) der Salbeipflanze.
Lass mich fahren dorthin, dorthin,
lass zu, dass ich dort traurig bin;
lass mich den alten Legenden lauschen,
lass Märchen um mich in Träumen rauschen;
bis ich nichts mehr von mir selber weiß,
und von dem Nebel, der Schmerz verheißt.

Alles beginnt mit der Sehnsucht. Immer ist im Herzen Raum für mehr, für Schöneres, für Größeres.

Service

Tin Ujevic, Ante Stamac, Niksa Eterovic, Spielzeug der Winde / Igracka Vjetrova. Ausgewählte Gedichte und Prosa (Kroatisch-Deutsche Bibliothek) Verlag: Erasmus (1995)

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