Im Gespräch

"Ich bin keiner, der sich besonders politisch gebärdet". Michael Kerbler spricht mit Michael Haneke, Filmregisseur

"Es war nie mein vorderstes Interesse, möglichst konsumierbare Filme zu machen - sonst hätte ich schon seit zwanzig Jahren andere Filme gemacht", meinte Michael Haneke in einem Interview anlässlich seines 60.Geburtstages im Jahr 2002. Diese Aussage Hanekes trifft wohl auf jeden seiner Filme zu: auf seinen ersten Film "Der siebente Kontinent" ebenso wie auf "Die Klavierspielerin", auf "Das weiße Band" bis hin zu "Amour".

Das Wasserzeichen, mit dem alle Filme Hanekes versehen sind, ist das Wie die Menschen für immer verstummen. Wie die Stille spürbar wird, wenn sich die Vereisung der Gefühle ausbreitet. Verletzungen und Selbstverletzungen, die nur zu oft obduzierenden Charakter haben, kehren als Motive in Hanekes Filmen immer wieder. Dann, wenn Michael Haneke - wie in "Funny Games" - Gewalt thematisiert und Folterer zeigt, wird für so manchen Zuschauer die Belastbarkeitsgrenze überschritten. Haneke, der von sich sagt "weder Missionar noch Sozialarbeiter" zu sein, will gegen die mediale Präsenz von Gewalt - vor allem in Actionfilmen - ankämpfen. "Wir stumpfen ab", warnt er. Es gelte - so Haneke über ein Motiv seiner Arbeit - "die Not des Daseins" zu entdecken.
Zuschauer, die Michael Hanekes mehrfach preisgekrönte Filme sehen, gehen mit einer gewissen Erwartungshaltung ins Kino. Sie kennen seinen Perfektionismus und seine Vorlieben, wie jene für Bach, Schubert und Mozart, seine Wertschätzung für Isabelle Huppert, Juliette Binoche, für Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant.

Es war Jean-Louis Trintignant, er spielte Georges in "Amour", der über Haneke sagte: "Michael Haneke macht fürchterliche Filme, aber lacht die ganze Zeit dabei. Manchmal ist er dabei ein bisschen wie ein Terrorist, aber er versteht die Leute und er mag sie. Er ist sehr sympathisch, gar nicht so, wie man ihn sich vorstellt, wenn man seine Filme sieht."

Service

"Haneke über Haneke", Gespräche mit Michel Cieutat und Philippe Rouyer, Alexander Verlag, Berlin

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