Leporello
Anblicke und Einsichten: Die Künstlerin Lore Heuermann über die 70er-Jahre
5. Juli 2013, 07:52
"In den 70er Jahren hatte ich eine Ausstellung in der kleinen Galerie, da kamen zwei Herren rein, und einer sagte: ,Der Heuermann gefällt mir eigentlich ganz gut!'"
"Der Heuermann", der den zwei Herren in den 70er-Jahren doch "ganz gut" gefiel, war in Wirklichkeit die Künstlerin Lore Heuermann, und allein der Umstand, weiblichen Geschlechts zu sein, war für ein künstlerisches Fortkommen sehr ungünstig.
"Die 70er Jahre" heißt die jüngste Ausstellung im Wiener Museum "MUSA". Gezeigt werden neben frühen Werken von Lore Heuermann u.a. auch Exponate und Videos von Valie Export, Friedl Kubelka oder Franz West; und auch Gottfried Helnwein ist mit frühen Kinderbuchillustrationen vertreten.
Die 70er Jahre, das war eine Zeit, in der es in Österreich - verglichen mit anderen Ländern verspätet, aber doch - zu einem gesellschaftlichen Aufbruch kam; veraltete Strukturen begannen unter Bundeskanzler Bruno Kreisky zu bröckeln, doch in den Köpfen betagter Würdenträger waren sie noch fest einzementiert, erinnert sich Lore Heuermann:
"Es gab Galerien, die sagten mir mit einer Selbstverständlichkeit, sie stellten keine Frauen aus, oder einmal im Jahr Frauen ausstellen reicht; einmal bin ich ins Ministerium wegen eines Ankaufs gegangen, da gab mir ein alter Ministerialrat den Rat, ich sei doch so eine hübsche Frau, warum ich mir nicht einen reichen Mann suche..."
Jener Mann, den Lore Heuermann sich nach ministeriellem Rat hätte suchen sollen, war übrigens der Schriftsteller Oswald Wiener, der Heuermann zwar mit drei kleinen Kindern alleine ließ, den die junge Künstlerin aber vor jeder Auslandsreise und bei schulischen Belangen ihrer Kinder um Erlaubnis fragen musste. In den 70erJahren wurden diese Gesetze zum Glück geändert, und Lore Heuermann brachte ihr Gefühl von Befreiung künstlerisch zum Ausdruck: U.a. in ihrem "Bewegungszyklus", der nun im MUSA gezeigt wird. Er umfasst 57 Holzplatten und legte den Grundstein für ihr weiteres Werk.- Gestaltung: Christa Eder
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