Vom Leben der Natur

Spezialisten für das Hochgebirge. Der Fischbiologe Nikolaus Medgyesy erzählt über die Erhaltung alter Linien der Bachforelle im Nationalpark Hohe Tauern.
Teil 3: Überraschung am Windbach.
Gestaltung: Sonja Bettel

Die Bachforelle (Salmo trutta) gilt als typischer Fisch der Gewässer in Europa - vom Nordmeer bis Spanien, vom Atlantik bis zum Ural. Die Bachforelle ist extrem anpassungsfähig, doch viele menschliche Eingriffe haben ihren Bestand stark gefährdet: Durch die Regulierung von Bächen fehlt der vielfältige Lebensraum mit Laichplätzen und Einständen, Kraftwerke bilden unüberwindbare Hindernisse und töten mit ihrem Sunk- und Schwallbetrieb Eier und Larven der Fische. Um den Fischern trotzdem ausreichend Fangfreuden bieten zu können, werden viele Gewässer mit Zuchtfischen besetzt, die üblicherweise aber vom standortfremden Atlantiktyp der Forelle stammen und nicht vom heimischen Donautyp. Die Zuchtfische sind außerdem oft nicht fähig, sich in den Gewässern selbstständig zu vermehren.

Der Zoologe Steven J. Weiss von der Universität für Bodenkultur in Wien (heute Universität Graz) begann deshalb Ende der 1990er Jahre, nach alten, autochthonen Linien des Donautyps der Bachforelle zu suchen und bat unter anderem Kollegen von der Universität Innsbruck um Hilfe.

Der Fischbiologe Nikolaus Medgyesy begab sich mit Kollegen im Hochgebirge auf die Suche und entdeckte autochthone Linien im Gossenköllesee in Nordtirol. Außerdem war bekannt, dass eine alte Forellenpopulation im Anrasersee in Osttirol existierte, in Südtirol bemühten sich Kollegen ebenfalls um die ursprüngliche Bachforelle. Im Zuge der Suche wurde den Forschern klar, dass die Bachforelle gefährdet ist, obwohl sie auf keiner "Roten Liste" steht. So entstand das Projekt "TroutExamInvest" im Nationalpark Hohe Tauern, mit dem die Suche nach autochthonen Bachforellen fortgesetzt wurde, die Forellen gezählt, vermessen und beobachtet und ihr Lebensraum und ihre Anpassungsfähigkeit untersucht wurden. Darüber hinaus bemühen sich die Forscher und der Tiroler Fischereiverband, die alten Bachforellen-Linien nachzuzüchten und die Jungfische in geeigneten Gebirgsgewässern auszusetzen, um den Bestand zu erhalten.

Service

Interviewpartner
Dr. Nikolaus Medgyesy
Universität Innsbruck
Institut für Ökologie
Technikerstraße 24
A-6020 Innsbruck


River and Conservation Research

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