Gedanken für den Tag

von Klaus Vavrik, Kinderarzt, Kinder- und Jugendpsychiater und Präsident der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit: Glückliche Kindheit - vom Wunsch zur Wirklichkeit. Zum 100. Geburtstag des Kinderschutz-Pioniers Hans Czermak. Gestaltung: Alexandra Mantler

Wo steht Österreich heute im Kinderschutz?

Gestern wurde hier die Frage aufgeworfen: Wo steht Österreich denn im Kinderschutz heute? Einige Zahlen hierzu nennt eine Untersuchung des Familienministeriums: Die Hälfte aller österreichischen Eltern gab an, sogenannte "leichte" Körperstrafen in der Erziehung anzuwenden, etwa eine leichte Ohrfeige oder einen "Klapps auf den Po". 16 Prozent bekennen sich sogar zu schweren Körperstrafen, was von "ordentlich den Hintern versohlen" bis hin zum Schlagen mit Gegenständen reicht. Von den heute 16 - 20-Jährigen gaben 55 Prozent an, in ihrer Kindheit körperliche Gewalt erlebt zu haben.

Diese Zahlen sind erschütternd, weil sich dahinter unzählige Einzelschicksale verzweifelter und ohnmächtiger Kinder verbergen. Sie sind aber auch deshalb erschütternd, weil sie ein Ausdruck für die stille Akzeptanz der Politik für den Status Quo sind. Österreich war zwar eines der ersten Länder weltweit, das ein Gewaltverbot in der Erziehung gesetzlich verankert hat, aber es wurde in meinen Augen zu wenig für die Bewusstseinsbildung getan, um dies auch in der Gesellschaft und im alltäglichen Leben der Menschen zu verankern.

So wissen in Österreich nur etwa 30 Prozent der Eltern vom gesetzlichen Gewaltverbot, während dies in Schweden 90 Prozent tun. Schwedische Eltern wenden in Folge nur etwa ein Viertel der Körperstrafen an als jene in Österreich.

Kinder aber lernen hauptsächlich an dem, was sie selbst erfahren haben und geben es auch wieder weiter. So kann sich entweder die Spirale der Gewalt von einer zur nächsten Generation weiterdrehen, oder es kann auch die große Chance des positiven Lernens genützt werden.

Zu Beginn des Lebens brauchen Kinder Sicherheit und Stabilität, wenn sie älter werden Perspektive und Zuversicht. Dann können sie ihre Potenziale entfalten. Es wird oft so pathetisch formuliert "Kinder sind unsere Zukunft". Das ist zweifelsohne richtig, aber wir sind ihre Gegenwart! Und so wie wir heute unsere Kinder behandeln, so werden sie morgen die Zukunft gestalten.

Service

Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonio Vivaldi/1678 - 1741
Titel: Sonate für Oboe und B.c. in c-moll RV 53
* Adagio - 1.Satz (00:02:39)
Solist/Solistin: Burkhard Glaetzner /Oboe
Solist/Solistin: Christine Schornsheim /Cembalo
Solist/Solistin: Siegfried Pank /Viola da gamba
Solist/Solistin: Achim Beyer /Violone
Länge: 02:00 min
Label: Capriccio 10143

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