Radiokolleg - Geheimnisvolle Osterinsel

Die ungelösten Rätsel der entlegensten Kultur der Welt
(4). Gestaltung: Margit Hainzl und Emil Wimmer

Schon der ursprüngliche Name der winzigen, einsam in den Weiten des Pazifiks gelegenen Insel ist ein Rätsel. Weil bei seiner Ankunft 1722 gerade Ostern war, nannte sie der europäische Entdecker Jacob Roggeveen "Osterinsel". Die Einheimischen zu fragen, darauf kam man erst im 19. Jahrhundert, als sie beinahe ausgerottet waren. Die Antwort, vielleicht nur aus einer Laune heraus, lautete "Rapa Nui", das bedeutet "weit entfernt" oder poetisch "Rand der Welt". Wann und woher kamen die Ureinwohner/innen? Anders als von Thor Heyerdahl angenommen, waren sie Polynesier/innen, das gilt heute als gesichert, aber woher genau sie kamen, ist nach wie vor ungewiss, und die Angaben über den Zeitpunkt ihrer Ankunft schwanken immer noch um mehrere Jahrhunderte. Es gibt schriftliche Aufzeichnungen, doch die "Rongorongo"-Schrift, nur auf zwei Dutzend kleinen Holztafeln erhalten, ist bis heute nicht entschlüsselt worden. Und wie gelangten die "Moai", die einzigartigen, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen und bis zu 100 Tonnen schweren Steinfiguren, vom Steinbruch an ihren Bestimmungsort? Sie "gingen", so die Überlieferung, doch was bedeutet das konkret? Rätselhaft ist bislang auch der Zusammenbruch der alten Hochkultur. Am wahrscheinlichsten ist, dass eine menschengemachte, ökologische Katastrophe tiefgreifende gesellschaftliche Folgen hatte. Rapa Nui gilt daher als Lehrbeispiel für ökologische Selbstzerstörung, als Gleichnis für die moderne globalisierte Welt.
Heute hängt die durch Abholzung und Erosion unfruchtbar gewordene Insel völlig von Lebensmittelimporten ab. Einzige Einnahmequelle ist der Tourismus, der jedoch auch die größte Bedrohung ist. Nur noch knapp die Hälfte der Insulaner sind Einheimische. Sie sehen ihre Kultur und ihren angestammten Besitz in Gefahr, denn im Zuge der touristischen Erschließung begann der Ausverkauf und es setzten sich immer mehr Chileninnen und Chilenen vom Festland auf der Osterinsel fest. Jüngst besetzten die Rapanui deshalb mehrere Anlagen, die nach ihrer Ansicht auf geraubtem Land errichtet wurden. 1966 hatten sie sich zumindest erstritten, dass Auswärtige kein Land mehr erwerben dürfen, doch war dies schon wenige Jahre später wieder Makulatur.

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