Radiokolleg - Henry Ford

Self-Made Man und Vater der Massenproduktion (1). Gestaltung: Christine Scheucher

Er galt als größter Industriemagnat seiner Zeit und betrachtete das Auto als Segen für die Menschheit. Vor 150 Jahren wurde Henry Ford als Sohn eines Farmers im US-Bundesstaat Michigan geboren. Ein Selfmademan wie ihn die Amerikaner/innen lieben. Denn trotz ursprünglich bescheidener Aussichten war Henry Ford der Mann, der die Welt gewissermaßen ins Rollen brachte. 1908 entwickelte Ford in der damals eher unbedeutenden Stadt Detroit sein berühmtes Model T. Ein Fahrzeug, so wollte es der Sohn aus einfachen Verhältnissen, das für jede Amerikanerin, jeden Amerikaner erschwinglich sein sollte. Das Model T war keine Luxuskarosse für die Reichen, sondern ein belastbarer Wagen für die Farmer/innen und Arbeiter/innen des Landes.

1913 folgte die nächste Industrierevolution: In der Fabrik Highland Park wurde das erste am Fließband gefertigte Massenprodukt erzeugt. Damit konnte Ford die Produktionskosten seines Model T erheblich verringern. Doch die Arbeit am Fließband brannte Fords Belegschaft aus. Viele Arbeiter/innen hielten die strapaziösen Bedingungen, die Monotonie der Arbeitsabläufe nicht aus. Um einen Anreiz zu schaffen, für ihn zu arbeiten, führte Henry Ford in seiner Fabrik den 5-Dollar-Tageslohn ein. Damit zahlte Ford seiner Belegschaft fast doppelt so viel wie zu jener Zeit üblich. Ford zahlte seinen Arbeiter/innen in drei Monaten so viel wie eines seiner Fahrzeuge kostete. Eine Rechnung, die die Wirtschaft in den USA und später in Europa auf völlig neue Beine stellte. Das Zeitalter des Fordismus und Massenkonsums beginnt.

In den 1910er und 1920er Jahren zog es Hunderttausende Einwanderinnen und Einwanderer aus Europa, später auch Amerikaner, aus dem ländlich geprägten Süden in die Boomtown Detroit. Sie alle wollten teilhaben am amerikanischen Traum. Wer mit anpackte hatte gute Chancen, ein Haus in der Vorstadt und ein Auto sein Eigen nennen zu können. Der Lebensstil der Mittelklasse war für alle greifbar.

In seiner Dystopie "Schöne neue Welt" aus dem Jahre 1932 machte Aldous Huxley Henry Ford zum Ahnherrn einer totalitären Gesellschaft, die auf den Pfeilern Überwachung und Konsum fußt. Doch die dunkle Seite des Automobilmagnaten bleibt meist unterbelichtet: Adolf Hitler bewunderte Henry Ford als Vater der modernen Massenproduktion. Mit dem Volkswagen wollte Hitler wie zuvor Ford ein Fahrzeug für das Volk schaffen. In Hitlers Arbeitszimmer soll sogar ein Porträt Henry Fords gehangen sein. Wie Hitler war Ford ein fanatischer Antisemit. Die von Ford publizierte Hetzschrift "Der internationale Jude" bezeichneten viele Nazi-Größen als politische "Inspirationsquelle".

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