Hörbilder Spezial

Der Fürst der Madrigale. Zum 400. Todestag des süditalienischen Musikers und Renaissancefürsten Don Carlo Gesualdo (1556 - 1613).
Feature von Bernhard Herrman

Er war ein leidenschaftlicher Jäger, ein brillanter Lautenspieler, er war mit dem Dichter Torquato Tasso befreundet und ermordete als 24-Jähriger aus Eifersucht seine Frau und deren Geliebten. Seine Verwandtschaft zeigte sich freilich nur mäßig amüsiert ob dieser Bluttat. Denn schließlich war ein Onkel der Heilige Karl Borromeus, ein anderer Onkel Erzbischof von Neapel und durch seine Mutter war Gesualdo sogar mit Papst Pius IV. verwandt.

Die eigentliche Leidenschaft des Don Carlo Gesualdo aber war und blieb die Musik. Der Nachwelt hat er sechs Bücher mit Madrigalen - 144 an der Zahl - und viele geistliche Werke hinterlassen, allerdings nur wenige Instrumentalstücke, als er 1613 als 47-Jähriger starb. Über Jahrhunderte jedoch blieben die Madrigale Carlo Gesualdos vergessen.
Erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden sie von den Musik-Avantgardisten wiederentdeckt. Sie waren vor allem vom schnellen Wechsel der Rhythmen und den ungewöhnlichen Harmonien der fünf- bis sechsstimmigen Vokalwerke fasziniert. Als Hommage widmete etwa Igor Strawinski dem Renaissancefürsten aus Süditalien das Werk "Monumentum pro Gesualdo" zu dessen 400. Geburtstag, und Alfred Schnittke stellte den komponierenden Adeligen in den Mittelpunkt seiner Oper "Gesualdo".

Bernhard Herrman hat sich für sein Porträt des Don Carlo Gesualdo in das Studium von Akten, Chroniken und Briefen vertieft, teilweise veröffentlicht in der Biografie des amerikanischen Musikwissenschafters Glenn Watkins, sowie in diverse Lebensbeschreibungen des fürstlichen Komponisten. Denn Gesualdos gebildete und schreibfreudige Zeitgenossen mögen sein skandalträchtiges Leben zwar nicht gut geheißen haben, immerhin aber haben sie es penibel protokolliert.

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