Im Gespräch
"Mit dem Humor will ich zur Versöhnung beitragen". Peter Huemer spricht mit Ephraim Kishon, Schriftsteller
(EA.: 7.7.1988)
22. August 2013, 21:00
Geboren wurde er am 23. August 1924 unter dem Namen Ferenc Hoffmann in Budapest. Zu Ephraim Kishon gemacht hat ihn - so erzählte einmal der Satiriker - ein Einwanderungsbeamter in Haifa. Dieser strich das "t" am Ende des angenommenen Namens Kishont bei der Abwicklung der Einreiseformalitäten einfach weg. Und den Vornamen Ferenc ersetzte der Mann mit der lakonischen Bemerkung "gibt es nicht" durch "Ephraim". Kishon - er war damals 25 Jahre alt - hatte mit unglaublich viel Glück die Kriegsjahre überlebt. Er war dreimal geflüchtet: einmal auf dem Weg nach Polen in ein Arbeitslager, einmal aus einem sowjetischen Gulag und schließlich in einem Viehwaggon nach Wien, um nach Palästina zu gelangen.
"Es gibt keinen lebenden israelischen Bürger, der für das Ansehen seines Landes im deutschen Sprachraum auch nur annähernd so viel geleistet hat, wie Ephraim Kishon". So hat Peter Huemer im Jahr 1988 die Einbegleitung seines Gesprächs mit Ephraim Kishon begonnen. Gerade ihm sei es wie keinem zweiten gelungen, jenes Bild vom tapferen kleinen David zu vermitteln, der, lediglich mit einer Schleuder versehen, aber voll Witz und Intelligenz ums Überleben kämpft.
Angesichts der politischen Lage in Israel und der besetzten Gebiete, der starren Ablehnung der PLO bis zum Angriff auf den Libanon, war beiden Gesprächspartnern klar: in dieser Situation kann das Gespräch nicht nur um die persönliche Geschichte Kishons und seine Literatur kreisen. Übrigens: Kishons erstes Buch hierzulande war "Drehn Sie sich um, Frau Lot!", im Jahr 1961. Der geniale Übersetzer dieses und der folgenden Bücher, Friedrich Torberg, ist an Kishons überwältigendem Erfolg gerade im deutschen Sprachraum mitbeteiligt. Der Autor wurde in 31 Sprachen übersetzt, aber die Bezeichnung Erfolgsschriftsteller ist Ephraim Kishon zeitlebens zuwider gewesen.
Service
Ephraim Kishon und Friedrich Torberg, "Dreh'n Sie sich um, Frau Lot!", Verlag Langen Müller
Ephraim Kishon, "Der Blaumilchkanal", Verlag Langen Müller
Ephraim Kishon, "Die netten Nachbarn", Satiren, Verlag Langen Müller
Ephraim Kishon, "Satiren zur täglichen Katastrophe", Verlag Langen Müller
