Gedanken für den Tag

4. September 2013, 06:56

Kaum hatte das Schuljahr begonnen, da gab es auch schon wieder die ersten schulfreien Tage. "Heuer ist Rosch HaSchana aber sehr früh", sagte Elisheva Grünwald. "Das hast du seit mindestens einem Monat jeden Tag gesagt", raunzte Sohn David. "Ein bisschen muss ich ihm Recht geben", meinte Vater Robert Grünwald. "Ja, ich muss ja alles Organisatorische unter einen Hut bekommen und Schulanfang und Rosch HaSchana in einer Woche, daran kann ich mich nicht erinnern, wann wir das zuletzt hatten."

Hannah freute sich schon auf den heutigen ersten Abend des jüdischen Neujahrsfests. Sie würden Apfelstücke in Honig tauchen und das schmeckte so wunderbar süß. "Hast du eh nicht vergessen, Honig zu kaufen?", fragte sie ihre Mutter beim Frühstück. Elisheva Grünwald machte eine Grimmasse, die ausdrückte "jetzt bin ich aber beleidigt, dass du das überhaupt fragst", und alle mussten lachen. Sogar David.

"Und warum tauchen wir heute Abend Apfel in Honig?", fragte Robert Grünwald. Jetzt zog Hannah eine Grimmasse. "Damit das neue Jahr süß wird. Das weiß doch jedes Baby!" "Ich wusste das nicht, als ich so alt war wie du", sagte Robert Grünwald. "Weil es damals, als du in die Schule gegangen bist, noch keine jüdische Schule gab", sagte David, "das hast du uns doch schon so oft erzählt".

"Aber warum man Rosch HaSchana feiert, das wirst du schon gewusst haben. Ihr seid doch zu den Feiertagen sicher auch in die Synagoge gegangen", warf Elisheva Grünwald ein. "Eben", stimmte David ein. "Eben", echote Hannah. "Ihr habt ja Recht", sagte Robert Grünwald und schmunzelte. "Aber bei mir war das so, dass ich in eine ganz normale Schule gegangen bin und in meiner Klasse das einzige jüdische Kind war." "Und wir haben es viel besser, weil wir alles über Religion und jüdische Geschichte und Hebräisch in der Schule lernen", sagte David. Und es klang nicht einmal spöttisch.

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