Radiokolleg - Wundermittel Soja?

Wissenswertes über ein vielseitiges Nahrungsmittel
(4). Gestaltung: Sabine Nikolay

Soja wächst fast überall auf der Welt, ist reich an Eiweiß und das einzige pflanzliche Substitut das für Fleisch verwendet werden kann und den Menschen mit ebenso gut verdaulichem, hochwertigem Eiweiß versorgt. Doch anstatt die Bohne selbst zu essen, oder sie in Form von Tofu, Sojamilch und Sojajoghurt oder als Miso zu konsumieren, wird das billige Futtermittel in der industriellen Viehzucht in Form von Flocken unter die Nahrung für Rinder und Schweine gemischt. Was bei Schweinen physiologisch in Ordnung ist, gilt in der Rinderzucht als problematisch, sind diese Tiere doch reine Grasfresser. Doch um die Mast zu beschleunigen, und dadurch früher - gewinnbringender - schlachten zu können, nimmt die Industrie das in Kauf. Die Probleme, die dadurch entstehen, sind zahlreich: In den Schwellenländern werden große Ackerflächen von multinationalen Agrarkonzernen angekauft, die darauf unter Einsatz von Kunstdünger, Pestiziden und Herbiziden Sojabohnen anbauen, die zur Gänze exportiert werden, um damit Schweine und Rinder in China, Südamerika, Europa und den USA hoch zu füttern. Die Menschen in den betroffenen afrikanischen und südamerikanischen Ländern gehen leer aus und haben selbst keine Acker- und Weideflächen mehr. Wassermangel, Hungersnöte und die Verelendung ganzer Regionen sind die Folge.
Zusätzlich produzieren die dieserart gefütterten Rinder eine große Menge Methan, ein Treibhausgas, das die Erderwärmung verstärkt. In Südamerika, vor allem in Argentinien und Uruguay, musste im letzten Jahrhundert der Urwald zur Gänze fallen, um Weideflächen für Konzerne wie McDonalds zu schaffen. Das Fehlen der Bäume verstärkt den Treibhauseffekt noch mehr.
Nicht zuletzt auf Grund dieses rücksichtslosen Strebens nach Profit wurde Soja auch zur Versuchspflanze für genetische Veränderungen. Genmanipuliertes Soja ist ebenso wie genetisch veränderter Mais heutzutage weltweit eines der Hauptfuttermittel. Fast ironisch mutet es da an, dass Ernährungswissenschafter Soja als eine große Hoffnung bezeichnen: Die Bohne ist reich an hochwertigem Eiweiß, enthält aber weder Fett noch Cholesterin. Zusätzlich enthält Soja viel natürliches Östrogen, was die Pflanze vor allem für Frauen sehr interessant macht.
Soja könnte vielleicht sogar die Welt retten: Würden alle Menschen Soja essen, anstatt die damit hochgezüchteten Tiere, könnte das den Treibhauseffekt wahrscheinlich aufhalten.

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