Da capo: Tonspuren

"In allen Provinzen Europas habe ich die Erde gerochen." Der Dichter und Landstreicher Jesse Thoor. Feature von Peter Zimmermann

Geboren wurde er 1905 als Sohn eines oberösterreichischen Tischlers in Berlin: Peter Karl Höfler. 1938, nach dem so genannten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, nannte er sich Jesse Thoor. Jesse nach Jesaia, dem Propheten, und Thoor nach dem germanischen Donnergott Thor. Davor lerne er Zahntechniker in Linz, streunte als Landstreicher durch ganz Europa, verdingte sich als Heizer auf Schiffen, wurde Kommunist. Dann emigrierte er nach England, wo er 1939 seine ersten Gedichte veröffentlichte. Sein Förderer damals waren Thomas Mann und Franz Werfel. Er nannte sich gerne "Emigrant, Kommunist, Lump und Landstreicher, aber im Besitz einer Künstlerseele". Er weigerte sich, in England englisch zu sprechen. Thoor distanzierte sich dann bald vom Kommunismus, von der Politik ganz allgemein, und wandte sich dem Mystizismus zu. Nach dem Krieg wollte er eine bäuerlich-archaische Welt, und nicht den Anschluss an die Moderne. Er ließ die Städte hinter sich und zog nach Osttirol, wo er 1952 einem Herzanfall erlag. Nun ist zum ersten Mal eine Gesamtausgabe der Gedichte Jesse Thoors erschienen. Ein Anlass, diesen Dichter zu porträtieren.

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann