Vom Leben der Natur

Vergöttert, verflucht, verhätschelt. Der Philosoph Erhard Oeser erzählt über die Kulturgeschichte der Katze.
Teil 4: Schiffskatzen und Dichtermusen.
Gestaltung: Nicole Dietrich

Die kulturelle Wertschätzung der Katze im Lebensumfeld des Menschen hat sich in den vergangenen 6.000 Jahren mehrfach gewendet. In Ägypten sorgte sie als Mäusevertilgerin für volle Getreidespeicher und erhielt im Gegenzug gottähnlichen Status. Auch die Germanen nobilitierten sie zur tierischen Begleiterin der Göttin Freya. In Rom wurde sie studiert und als Luxusobjekt der Patrizier verhätschelt. Das Christentum des Mittelalters hingegen stilisierte die Katze zur Inkarnation des Teufels, um heidnischen Gebräuchen abzuschwören. Sie wurde im Zuge der Hexenverbrennungen brutal gejagt.

Im ausgehenden Mittelalter und der Neuzeit war die Katze zudem Pelz-, Fleisch- und Rohstofflieferantin für die Herstellung von Arzneien und Zaubermitteln. Als Schiffskatze und Dichtermuse eroberten sie sich wieder einen Platz unter den Menschen. Als Haustier erfüllt sie heute vor allem psychohygienische und soziale Funktionen in der menschlichen Gesellschaft und hat ihre Freiheit eingebüßt, denn im Gegensatz zu Hunden, Pferden oder Rindern lassen sich Katzen nicht domestizieren, bloß einsperren.

Service

INTERVIEWPARTNER

Emer. Univ.-Prof. Dr. Erhard Oeser
Emer. Prof. für Philosophie und Wissenschaftstheorie
Universität Wien

LITERATUR

Erhard Oeser: "Katze und Mensch. Die Geschichte einer Beziehung", Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt


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