Betrifft: Geschichte

Abgeklärter oder aufgeklärter Buddha. Die vielen Gesichter einer Weltreligion. Mit Ursula Baatz, Religionsforscherin, Universität Wien. Gestaltung: Martin Adel

"Das Wort "Buddhismus" ist eine britische Wortschöpfung aus der Hoch-Zeit des englischen Kolonialreiches um 1830. Lange Zeit hatten die "Westler" gedacht, beim chinesischen "Fo" und beim singhalesischen "Bauddha" handle es sich um unterschiedliche Gestalten. Dann wurde klar, dass es in Nepal, China oder Sri Lanka um dieselbe Tradition ging, auch wenn Bilder und Namen unterschiedlich waren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte dies in Japan, wo alle buddhistischen Traditionen,
auch der tantrische Buddhismus (Shingon) vertreten waren, erstmals zur Suche nach dem Gemeinsamen aller buddhistischen Richtungen und zum Entstehen "der Weltreligion des Buddhismus".

So schreibt die Religionswissenschafterin Ursula Baatz in einem ihrer zahlreichen Aufsätze zum Thema. Spannend ist vor allem, wie sich der Buddhismus unter dem Einfluss der westlichen Interpretationen veränderte. Denn da wurde er als humanistische und zugleich mit den neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht in Widerspruch stehende, also aufgeklärte Religionslehre verstanden. Das wiederum hatte beachtliche Rückkopplungseffekte auf die verschiedenen buddhistischen Gesellschaften und ihr Selbstverständnis. Zum einen fanden sie in dieser neuen, "eigenen" Sichtweise ein die Gemeinschaft stärkendes Mittel im Kampf gegen die Kolonialmächte; andererseits aber wandelte sich dieses Verständnis auch in eine religiös determinierte Staatsideologie, die insbesondere gegen andersgläubige ethnisch-kulturelle Minderheiten immer wieder zu Ausgrenzung und Verfolgung geführt hat und immer noch führt.

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