Da capo: Ambiente

Reisen mit Ö1. Ambiente Spezial: Von Chefchaouen nach Asilah - Natur und Kultur im Norden Marokkos, akustisch dokumentiert von Ursula Burkert

Chefchaouen liegt wie ein andalusisches weißes Dorf am Fuße des Bergmassivs Accawen, das bedeutet in der Berbersprache Tamazight "Die Hörner" und bezieht sich auf die zwei Bergspitzen. Bis zum Jahr 1471 lebten dort vornehmlich Berberstämme. Im Jahr 1492 zogen viele aus Spanien ausgewiesene muslimische und jüdische Menschen in den kleinen Ort und prägten seine bis heute so typische Architektur: enge, verwinkelte Gassen, weiß getünchte Häuser, blaue Fassaden, die gegen den bösen Blick helfen sollen. Über Jahrhunderte war Ausländerinnen und Ausländern unter Androhung der Todesstrafe der Zutritt zu der als "heilig" geltenden Stadt verboten. Dadurch blieb ihre mittelalterliche Architektur erhalten. Heute ist Chefchaouen ein beliebter Touristenort und Ausgangspunkt für Wanderungen ins Gebirge.
Einen ganzen Reisetag braucht man, um von Chefchaouen aus das Rif-Gebirge mit dem Auto in südöstlicher Richtung zu durchqueren, bis man an seinen Abhängen zunächst die Königsstädte Fès und Meknès und schließlich die römischen Ausgrabungen von Volubilis sowie den Ort Moulay Idriss erreicht. In Moulay Idriss liegt Idriss I, der Begründer der ersten arabisch-muslimischen Dynastie in Marokko begraben.
In weiten Serpentinen schraubt sich die Straße immer weiter hinauf, vorbei an terrassierten Anbauflächen, weißen Dörfern und Mandelbäumen. Der höchste Gipfel des Gebirgszuges ist mit 2456 Metern der Jebel Tidirhin. An seinen Flanken wechseln sich Zedern-, Tannen- und Steineichenwälder mit tief eingeschnittenen Hochtälern und Felswänden ab. Hier in den unzugänglichen Tälern hüten bis heute die Rif-Berber/innen, die stets in Opposition zur herrschenden Macht standen, ihre Traditionen und ihre Sprache. Erfolgreich widersetzten sie sich allen Eroberungsversuchen. Legendär sind bis heute die Aufstände gegen die Spanier während deren Protektoratszeit zwischen 1921 und 1926. Für kurze Zeit riefen die stolzen Rif-Berber sogar eine eigene Republik aus. Gewisse Gruppierungen fordern bis heute die Unabhängigkeit. Dieser Umstand und die schwierige topographische Lage sind die Gründe, warum das Bergland bis heute infrastrukturell vernachlässigt wirkt.
Asilah liegt an der Atlantikküste. Daher ist der Fischfang die wichtigste Einnahmequelle der Bevölkerung, allerdings besuchen auch immer mehr Touristinnen und Touristen die malerisch gelegene Altstadt. Grund dafür ist u. a. das 1978 in Asilah gegründete internationale Kulturfestival (Moussem Culturel d'Asilah), das alljährlich im August stattfindet. Neben Konzert-, Theater- und Tanzveranstaltungen, Filmvorführungen, Dichterlesungen gibt es zahlreiche Kunstausstellungen. Alljährlich werden durch eine Jury Künstler/innen ausgewählt, die etliche Hausfassaden in der Stadt gestalten. Diese Kunstwerke sind dann noch einige Jahre zu sehen.

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