Europa-Journal

1. Lettland steigt ins Euro-Boot
2. Griechenland: Vom Ende der Pressefreiheit
3. Europa: Entwicklungspolitik und Klimawandel
4. Kroatiens gespaltene Gesellschaft
Moderation: Brigitte Fuchs


Lettland steigt ins Euro-Boot

Am 1. Jänner führt Lettland den Euro ein und wird damit das 18. Mitglied der Währungsunion. Nach einem schweren Wirtschaftseinbruch vor fünf Jahren, ausgelöst durch die globale Krise, nähert sich der baltische Staat mit zwei Millionen Einwohnern mittlerweile wieder jenem Wirtschaftswachstum an, das ihm einst den Spitznamen "baltischer Tiger" einbrachte. Die Krise konnte Lettland durch harte Spar- und Reformmaßnahmen überwinden, mittlerweile erfüllt das Land alle Euro-Beitrittskriterien. Von offizieller Seite wird die Euro-Einführung positiv gesehen: Der Euro werde Lettland attraktiver für internationale Investoren machen und wirtschaftliche Vorteile bringen, sagen die lettischen Politiker. Die Bevölkerung ist da anderer Meinung. Für die Menschen hat der Lats, die bisherige lettische Währung, einen hohen emotionalen Wert und ist vor allem eines: ein Symbol der Unabhängigkeit von Russland. Diese Unabhängigkeit hat Lettland erst vor rund 20 Jahren erreicht, mit dem Zerfall der Sowjetunion - und nun wird die Autonomie aus Sicht der Bevölkerung aufgegeben, indem sich Lettland einer kriselnden Euro-Zone anschließt und schwächere Staaten, wie Griechenland und Portugal, mitfinanzieren muss. - Manuel Marold hat in Lettland mit Euro-Befürwortern und -Gegnern gesprochen.


Griechenland: Vom Ende der Pressefreiheit

Seit dem Jahr 2009 ist Griechenland im Index der Pressefreiheit, den die Nichtregierungsorganisation "Reporter ohne Grenzen" veröffentlicht, um sage und schreibe 49 Plätze abgerutscht. Heute nimmt Griechenland Platz 84 ein. Zahlreiche Zeitungen haben seit dem Ausbruch der Krise Journalist/innen entlassen oder wurden überhaupt eingestellt. Und nicht zuletzt ließ die Regierung in Athen die öffentlich-rechtliche Rundfunkstation ERT im Juni schließen und durch einen Staatsfunk ersetzen. Wie das einerseits mit der Krise zusammenhängt und was das andererseits für die Bewältigung der Krise bedeutet, berichtet aus Athen Alkyone Karamanolis.


Europa: Entwicklungspolitik und Klimawandel

Bis zum Jahr 2015 wollte die Weltgemeinschaft die Armut auf der Welt halbieren. Zum Teil werden diese Millennium-Entwicklungsziele auch erreicht werden. Die schlechte Nachricht: Der Klimawandel könnte all die Erfolge im Bereich der globalen Armutsbekämpfung wieder zunichtemachen. Denn er trifft schon jetzt die ärmsten der Armen am stärksten, also jene, die ihn am wenigsten zu verantworten haben. Daher wird das Thema Klimawandel in der künftigen Entwicklungsstrategie - der sogenannten "Post-2015 Agenda" - eine größere Rolle spielen als bisher. Doch lassen sich die Ziele Armutsreduktion und Bekämpfung des Klimawandels wirklich so einfach unter einen Hut bringen? Diese Frage wurde auf den diesjährigen European Development Days in Brüssel diskutiert. - Ein Beitrag von Ulla Ebner


Kroatiens gespaltene Gesellschaft

Seit knapp sechs Monaten ist Kroatien nun das 28. Mitglied der EU. Leider lässt sich nicht sagen, dass Kroatien in dieser Zeit - wenn überhaupt - positive Schlagzeilen gemacht hat. Das Land bekommt Budgetdefizit und Staatsschulden nicht in den Griff, daher hat im Dezember die EU-Kommission ein Defizitverfahren eingeleitet. Doch statt Debatten über den Reformkurs prägen ideologische Grabenkämpfe und Polarisierung die Innenpolitik. Ausdruck dessen war das Referendum gegen die Homo-Ehe, das eine konservative Bürgerinitiative erzwungen und gewonnen hat. Eine weitere, von Kriegsveteranen getragene, Bewegung hat nun ebenfalls 650.000 Unterschriften gesammelt, um das Recht der serbischen Minderheit auf Aufschriften in kyrillischer Schrift massiv einzuschränken. Dieser Anspruch soll nur mehr bestehen, wenn die Serben in einer Gemeinde 50 Prozent der Bevölkerung stellen; bisher genügten 33 Prozent. Der Versuch, derartige Aufschriften in der Stadt Vukovar anzubringen, führte zu Massenprotesten der Veteranen gegen die Mitte-Linksregierung und scheiterte vorerst. - Ein Beitrag von Christian Wehrschütz

Sendereihe