Vom Leben der Natur

Die Regenwälder der Meere. Der Meeresbiologe Jürgen Herler spricht über Korallenriffe.
Teil 5: Ein sensibles ökologisches Gleichgewicht.
Gestaltung: Lothar Bodingbauer

Korallenriffe stammen zum Großteil von sogenannten riffbildenden Korallen, das sind vorwiegend Steinkorallen, die ein Kalkskelett ausbilden. Ein Riff bildet die Grundlage für eine Vielzahl an weiteren Lebewesen, die sich dort ansiedeln und aufhalten. Es entsteht ein Ökosystem, das sehr stabil ist, weil Vielfalt in der Natur immer auch für Stabilität sorgt.

Zwei Lebenspartner sind für Korallen in Form von Symbiosen von besonderer Bedeutung: Einerseits nehmen viele Korallenarten Algen in ihren Körper auf. Diese Algen stellen während des Tages Energie durch Photosynthese bereit, was die Wachstumsmöglichkeit stark verbessert. Das Riff kann so schneller vergrößert werden, während es auf der anderen Seite durch Erosion und "bohrende" Organismen wieder zerfällt.

Andererseits gehen Korallen auch sehr spezifische Symbiosen mit Fischen ein, die sich vor den giftigen Ausscheidungen der Nesseln - Korallen sind Nesseltiere - schützen, indem sie eine schleimige Hautschicht aufbauen. Diese Hautschicht dient aber mit ihren Inhaltsstoffen auch als chemischer Schleier und wehrt Fraßfeinde für die Koralle ab. Die Fische wiederum können ihre Eier in die Korallen selbst legen, ohne sie weitgehend zu zerstören, und werden außerdem durch die Nesseln der Korallen geschützt.

Wachstum und Zerstörung sind in einem gesunden Korallenriff immer im Gleichgewicht. Wenn die Riffe von Algen überzogen werden, weil vielleicht Nährstoffe menschlicher Siedlungsräume zu stark in das Wasser eingetragen werden, kann das dazu führen, dass die symbiontischen Algen innerhalb der Korallen absterben. Andererseits können diese Algen auch durch globale Trends - Temperatur- und CO2-Anstieg - nachhaltig zerstört werden.

Die meeresbiologische Forschung beschäftigt sich in diesem Zusammenhang zum Großteil mit der derzeit leider sehr ungewissen Zukunft der Korallenriffe.

Service

INTERVIEWPARTNER:

Dr. Jürgen Herler
Universität Wien
Department für Integrative Zoologie
Althanstraße 14
A-1090 Wien


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