Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Die unerkannte Gefahr
Wie die Erbkrankheit Hämochromatose das Leben verkürzt
Gestaltung: Sabine Nikolay

Immer wieder hört man von Fällen relativ junger Menschen, die an Leberzirrhose erkrankt sind und beteuern, noch nie in ihrem Leben, oder nur sehr selten und wenig Alkohol konsumiert zu haben. Die Reaktion darauf ist meist der Austausch von "wissenden" Blicken und ein gnädiges Abnicken. Doch so vorschnell sollte man nicht urteilen. In vielen Fällen ist nicht Alkohol das Mittel der Zerstörung sondern ein Stoff, um den in der täglichen Ernährung generell viel Wind gemacht wird: Eisen.

Eisen muss ein Bestandteil der täglichen Nahrung sein, da das Spurenelement vom Körper nicht gebildet werden kann. Während "Eisenmangel" heute eine gängige Vokabel ist, hat noch kaum jemand vom gegenteiligen Krankheitsbild, der "Eisenüberladung" gehört. Und das, obwohl diese Krankheit relativ häufig vorkommt. Die "Hämochromatose", so der medizinische Fachausdruck, wird meist durch eine Genmutation ausgelöst, die zu einer erhöhten Eisenaufnahme in die Organe führt. Der menschliche Körper kann Eisen nicht ausscheiden. Was nicht für die Lebensfunktionen verbraucht wird, reichert sich im Körper in den Organen an. Wer aufgrund einer Genmutation an Hämochromatose erkrankt ist, reichert ungewöhnlich viel Eisen in den Organen an. Die Werte können bis zu vierzig Mal höher sein als die Normalwerte.

Die große Gefahr: Die Krankheit verläuft vollkommen unauffällig, bis Folgeschäden wie zum Beispiel eine Leberzirrhose oder die Verstopfung von Blutgefäßen durch das Eisen akut werden. Dann ist es oft zu spät. Denn die Schäden an den Organen sind irreversibel und können das Leben um 20 - 30 Jahre verkürzen. Dennoch wird nicht an ein Bevölkerungsscreening gedacht - und das, obwohl in Europa vermutlich 10% der Bevölkerung Überträger der Hämochromatose sind, und etwa 0,5% erkrankt sind, dies aber oft noch gar nicht wissen. Da die Krankheit nicht meldepflichtig ist, gibt es keine genauen Zahlen.

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