Die Hörspiel-Galerie

"Im Zug der Zeit". Von Jürg Amann (1. Todestag am 5. Mai). Mit Elisabeth Orth, Bibiana Zeller und Roland Koch. Regie: Götz Fritsch (ORF, 2008)

In seinem Kammerspiel für zwei wohltemperierte Damen spielt der Schweizer Autor Jürg Amann subtil mit historischen Versatzstücken. Wahrheit, Fantasie und Erinnerung verschwimmen ineinander. Ein stets höflicher Dialog zwischen Elisabeth Orth als Opernsängerin und Bibiana Zeller als Gouvernante, aber die Bösartigkeit bleibt gut hörbar zwischen den Zeilen hängen ...

Es sollte ein letzter, glanzvoller Auftritt werden. Einmal noch sollte die Diva, ein Opernstar von gestern, anlässlich einer Feier die Bühne der Staatsoper in Wien betreten. Jenen Ort, an dem sie ihre größten Erfolge gefeiert hat. Gemeinsam mit ihrer Gouvernante besteigt sie in der Schweiz, dem Ort ihres Exils, den Zug.

Schon einmal, vor mehr als einem halben Jahrhundert, war sie diese Strecke mit der Eisenbahn gefahren. In umgekehrter Richtung allerdings. Und keineswegs freiwillig. Denn Wien war damals kein Ort, an dem sie bleiben konnte. Kaum angekommen tun sich allerdings Rätsel auf. Niemand, der sie abholt, keiner erwartet sie. Man wohnt im Sacher, in derselben, alten Suite. Mit Blick auf die Oper. Als der Festakt beginnen sollte, steigt Rauch aus dem Haus am Ring. Ein Anschlag? Späte Rache? Oder erweist sich das Schicksal bloß als gerecht. Der Tafelspitz jedenfalls ist großartig. Nach wie vor. "Morgen früh", sagt die Diva, "nehmen wir das erste Flugzeug zurück. Die Bahn lassen wir unter uns liegen. Einmal war schließlich genug."

Service

Aus rechtlichen Gründen kann diese Sendung nicht zum Download angeboten werden.

Sendereihe