Radiokolleg - Foulspiel

Korruption, Homophobie und Doping im Fußball
(2). Gestaltung: Armin Stadler

In dieser Woche beginnt in Brasilien das bedeutendste Sportturnier des Jahres: die 20. Fußballweltmeisterschaft der Männer. Wenn die beiden Finalisten in einem Monat das Endspiel im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro austragen werden, wird annährend jede/r siebente Erdbewohner/in vor dem Fernseher sitzen. Der Globus umspannende Tritt nach dem Ball ist Homo sapiens' Volkssport Nummer 1. Doch die angeblich "schönste Nebensache der Welt" besitzt auch drei Schattenseiten, die in der parareligiösen Hingabe an das rollende Leder gerne übersehen werden.

Erstens: Die FIFA, der Weltfußballverband, Organisator des Turniers in Brasilien, ist zu einem Selbstbedienungsladen für ein paar höchstdotierte Sportfunktionäre verkommen, die sich am Fußball bereichern. Kritiker/innen sprechen von einem intransparenten und korrupten System mit männerbündlerischen Zügen. Dass bei der Wahl des FIFA-Präsidenten und der Vergabe von Weltmeisterschaften Delegiertenstimmen gekauft wurden, spiegelt eine Organisationstruktur wider, die Insider mit jener der Mafia vergleichen.

Zweitens: 32 Teams haben sich für die WM in Brasilien qualifiziert. Unter den insgesamt wohl mehr als 400 auflaufenden Nationalspielern wird keiner sein, der sich als schwul geoutet hat. Homosexualität ist - auch nach dem Outing des ehemaligen deutschen Nationalspielers Thomas Hitzlsperger - noch immer ein großes Tabu im Fußball. Weil das Oval als letzte Bastion fungiert, in der sich traditionelle Verhaltensmuster von Männlichkeit öffentlich austoben dürfen - und vielleicht auch sollen, gebärdet sich der Fußball mitunter homophober als der Rest der Gesellschaft.

Und drittens: Nein, auch im Fußball geht es nicht ohne Doping ab, auch wenn das viele behaupten, die an diesem Weltspektakel und globalen Geschäft partizipieren: Spieler, Trainer, Vereinsdirektoren, Sportfunktionäre, Wirtschaftssponsoren, unkritische Sportjournalist/innen und Medien. Alle verdienen sie am Fußball besser, wenn er sauber ist. Und das soll möglichst so bleiben. Doch zahlreiche Dopingfälle, die von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart reichen, ergeben einen anderen Befund: stichprobenweise positiv.

Service

Tomas Kistner: "FIFA-Mafia. Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball". Droemer Verlag.

Andrew Jennings: "Omertá. Sepp Blatters FIFA-Familie des organisierten Verbrechens". Transperancy Books.

Stefan Matschiner: "Grenzwertig. Aus dem Leben eines Dopingdealers." Sportverlag riva.

Sendereihe