Tonspuren

Das große Grauen in den Bergen
Charles Ferdinand Ramuz und die eidgenössische Angst vor dem Fremden
Feature von Stefan Weber

Mit unerhörter Genauigkeit seziert der Waadtländer Schriftsteller Ramuz in seinem Bergdrama "Die grosse Angst in den Bergen" (1926) die Leiche der direkten Demokratie: das Scheitern einer Gesellschaft, die sich von Unersättlichkeit getrieben, selbstbestimmt in Einsamkeit und Ruin treibt.

Ramuz hat sich kaum direkt zur Schweizer Politik geäußert, aber seine Haltung gegenüber der Eidgenossenschaft in seine Romane gepackt, was ihn unter den konservativen Intellektuellen seiner Zeit zu einem Exoten mit Hang zum Landesverrat machte.
"Wir haben uns selbst verloren ... aber der Himmel zieht weiter", schrieb Ramuz vor hundert Jahren. Die Analyse der eidgenössischen Abstimmung gegen Masseneinwanderung vom 9. Februar 2014 zeigt, dass die heutige Schweiz den nationalen Alleingang ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen seitens der EU weiter wagen will. Also nichts Neues in der Schweiz? Ein Augenschein im Land der eigenwilligen Befindlichkeiten.

Sendereihe

Gestaltung

  • Stefan Weber