Salzburger Nachtstudio

Der Orient jenseits religiöser Erregung.
Gestaltung: Martin Haidinger

Kaum zu glauben: Die Betrachtung des Orients aus einer vornehmlich religiösen Perspektive ist ein relativ junges Phänomen. Die Beziehungen zwischen Morgen- und Abendland beginnen schon mit dem Feldzug Alexanders im 4. Jahrhundert v. Chr., und fast eintausend Jahre war die arabische Region Teil der hellenistisch-römischen und ab dem 4. Jahrhundert auch zunehmend Teil der christlichen Welt. Araber stellten wichtige Senatoren, heirateten in die römischen Herrscherfamilien ein und führten als Cäsaren das Imperium. Mehr noch: Die klassische griechische Kultur, Wissenschaft und Schrift wurde in dieser Phase durch den Orient geprägt. Diese enge Bindung der beiden Kulturräume wurde auch durch die islamischen Eroberungen zunächst nicht in Frage gestellt. Erst mit den erfolglosen Kreuzzügen und dem Verlust des christlichen Kernlandes im Orient entstand für den Westen die Notwendigkeit, sich eine andere Identität zuzulegen, und sich abzugrenzen: Der Orient und der Islam wurden zum "Anderen".

Diese Perspektiven wurden im 20. Jahrhundert mit antisemitischen und imperialistischen Sichtweisen vermischt und fanden so Einzug in die jüngsten Debatten. Gleichzeitig verhindern diese vorurteilsbeladenen Bilder auch eine objektive Aufarbeitung der Geschichte zwischen diesen beiden Regionen.

Die Sendung zeigt an Hand von Beispielen wie konkret und stark die Verbindung von Abend- und Morgenland war und beleuchtet die Symbiose und damit das wechselseitige Profitieren beider Regionen, welches über tausend Jahre lang währte. "Orient einmal anders" thematisiert, dass dieses Zusammenwirken bis heute in Alltag und Kultur in beiden Regionen Bestand hat und es aber gleichzeitig über Ideologisierungen gelang, genau diese historische Entwicklung unsichtbar zu machen. Zusätzliche werden Zukunftsperspektiven jüngerer politischer Zeitgeschichte geliefert.

Sendereihe