Gedanken für den Tag

von Michael Krassnitzer, Journalist. "Zwischen Licht und Schatten" - Zum 2000. Todestag von Kaiser Augustus. Gestaltung: Alexandra Mantler

"Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde." Diese Worte aus dem Evangelium nach Lukas sind wahrscheinlich vielen aus dem sogenannten Weihnachtsevangelium bekannt. Dass der erste römische Kaiser an so prominenter Stelle in der Bibel erwähnt wird, ist kein Zufall. Denn die Christen und Christinnen waren lange Zeit davon überzeugt, dass Augustus ein Werkzeug der göttlichen Vorsehung gewesen sei.

Demnach sei es Gottes Wille gewesen, dass Augustus an die Macht kam und eine Ära des inneren Friedens im Imperium Romanum begründete. Der Theologe Orosius schrieb im fünften Jahrhundert, dass "das Reich des Augustus wegen der Ankunft Christi vorbereitet wurde". Noch im 14. Jahrhundert war der italienische Dichter Dante Alighieri davon überzeugt, dass die "Pax Augusta" Teil der Vorsehung sei, weil sie erst die Voraussetzung für die Ankunft von Jesus Christus geschaffen habe.

Obwohl der römische Staat ein sogenannter heidnischer war, stand er bei den frühen Christen in höchstem Ansehen. Der Apostel Paulus schrieb in seinem Brief an die Römer: "Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt."

Diese Textstelle ist natürlich problematisch, weil sie als Rechtfertigung jeglicher Willkür seitens der Obrigkeit herangezogen werden kann (und tatsächlich auch herangezogen wurde). Andererseits aber ist diese Haltung des Urchristentums Ausdruck einer Liberalität, vor der ich den Hut ziehe. Sie ist das Gegenteil von Hetze gegen Andersgläubige, wie sie von leider allzu vielen Vertretern von Religionen praktiziert wurde und wird. "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist": Das berühmte Wort aus dem Markus-Evangelium kann auch als Aufforderung an Gläubige verstanden werden, davon Abstand zu nehmen, ihren Glauben als angeblich einzig gültige Handlungsmaxime in die Politik zu tragen.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Friedrich Händel/1685 - 1759
Titel: Sonate für Querflöte und B.c. in G-Dur op.1 Nr.5
* Adagio (00:01:48)
* Allegro (00:01:50)
* Adagio (00:02:23)
* Bouree (00:55)
* Menuett (00:01:14)
Solist/Solistin: Peter Lukas Graf /Flöte
Solist/Solistin: Manfred Sax /Fagott
Solist/Solistin: Jörg Ewald Dähler /Cembalo
Länge: 02:00 min
Label: Claves 50238

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