Radiokolleg - Wenn Antibiotika nicht mehr wirken

Die Ära multiresistenter Krankheitserreger
(1). Gestaltung: Madeleine Amberger

Umgangssprachlich nennt man sie die "Superkeime": Bakterien, die mit den zur Verfügung stehenden Antibiotika kaum mehr behandelbar sind. Und von diesen multiresistenten Krankheitserregern gibt es zunehmend mehr. Mediziner/innen und Gesundheitsbehörden sind zu Recht beunruhigt.

Die Weltgesundheitsorganisation präsentierte im Frühjahr 2014 den ersten Bericht über die weltweite Häufigkeit von Antibiotika-Resistenzen. Das alarmierende Ergebnis: In einigen Regionen sind beispielsweise Staphylolokken, die Infektionen der Lunge oder der Haut verursachen können, bereit zu fast 60 Prozent gegen die traditionellen Antibiotika resistent. Ohne internationales, koordiniertes Vorgehen könnten entzündliche Krankheiten schon bald unbehandelbar sein, warnt die WHO. Damit würde die Medizin zurück in die Vergangenheit fallen, als Ärzte für eine/n Patient/in mit etwa einer Lungenentzündung oder einer Darminfektion nicht mehr tun konnten als nur das Beste zu hoffen.

Dass Bakterien resistent werden, ist eine natürliche Entwicklung der Evolution. Davor warnte schon Alexander Fleming. 1928 entdeckte der schottische Bakteriologe durch Zufall das erste Antibiotikum, Penicillin. Ein Schimmelpilz der Gattung Penicillium hatte nämlich seiner Bakterienkultur im Labor den Garaus gemacht. Flemings Entdeckung revolutionierte die Therapie von Infektionskrankheiten und rettete Millionen Menschen das Leben. 1945 wurde ihm der Nobelpreis verliehen.

Die Ursachen für Antibiotikaresistenzen sind seit Jahren bekannt: Antibiotika werden zu häufig verschrieben, auch wenn sie nichts helfen, wie etwa bei der Grippe, einer Viruserkrankung. Viele Patient/innen brechen eine Antibiotikatherapie vorzeitig ab, wenn die Krankheitssymptome verschwinden. Dadurch überleben gerade besonders zähe Bakterien. In der Tierhaltung werden Antibiotika routinemäßig verfüttert. Auch das führt zu Resistenzen. Forscher/innen setzen große Hoffnungen in die Erkundung der Ozeane. Denn dort leben Organismen, die Substanzen produzieren, gegen die Bakterien noch keinen Widerstand aufgebaut haben.

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