Alte Musik - neu interpretiert

präsentiert von Bernhard Trebuch.
Veronika Skuplik, Violine; Evangelina Mascardi, Theorbe.
"à violino solo - ms Klagenfurt 73" (aufgenommen am 17. März in der Kartause Mauerbach im Rahmen von "Italia mia 2014")

Musik für Solovioline aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts steht im Mittelpunkt dieser Sendung - die Schöpfer der Kompositionen sind dabei allerdings nicht bekannt, reihen sich in die lange Liste der Anonymi ein. "à violino solo - ms Klagenfurt 73" unter diesem Motto sind unsere musikalischen Reiseleiter Veronika Skuplik (Violine) und Evangelina Mascardi (Theorbe).

Was verbirgt sich nun hinter dem mysteriösen Titel unseres Programms?
Im Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt befindet sich eine Handschrift mit Violinmusik des späten 17. Jahrhunderts. Bis heute konnte die Provenienz dieses Manuskripts nicht eindeutig geklärt werden. Wohl im klösterlichen Bereich (wahrscheinlich im später aufgelösten Benediktinerinnen Kloster in St. Georgen am Längsee) entstanden, beinhaltet das Notenbuch Werke anonymer Komponisten der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Parallelen zu Handschriften aus der Schlossbibliothek in Kremsier und in der British Library in London lassen uns zunächst einmal die geographische Lage, woher die Komponisten stammen, eingrenzen: es ist der damals in musikalischen Belangen so fruchtbare österreichisch-süddeutsche Raum mit den bereits erwähnten Geigenvirtuosen Biber und Schmelzer. In ihrem Umfeld sind also die Komponisten, deren Namen wir noch nicht kennen, zu suchen.

Doch Namen sind nur Schall und Rauch! Für uns Musikenthusiasten zählt ja nur der Inhalt, die Emotionen, die die Musik in uns rührt.
So stellen wir uns nun einmal folgendes vor: In der Zeit als Ludwig XIV. bisweilen selbst das Tanzbein in den opulenten Opernproduktionen des Monsieur de Lully schwang, als in London Henry Purcells Gambenphantasien erklangen und der Wiener Hof mit prächtigen Rossballetten prahlte, schrieben Geiger einsam in ein kleinformatiges Büchlein.
136 Seiten sollten es werden, die die verschiedene Schreiber notierten, kleine Suiten, Arien mit Variationen - Piècen, heiter bis melancholisch zum Teil in der typisch alpenländischen musikalischen Idiomatik der Zeit.
Eine Eigenheit des bereits erwähnten österreichisch-süddeutschen Stils und der Praxis des späten 17. Jahrhunderts spiegelt sich auch in den Werken dieses Manuskripts: So ist der weitaus überwiegende Teil der Stück auf einer "verstimmten" Geige zu spielen. Gemeint ist damit natürlich das koordinierte Umstimmen der Saiten, die so genannte "Skordatur".

Zum ersten Mal werden nun einige der Arien, Tänze und Suiten aus "ms Klagenfurt 73" interpretiert: Die international renommierte Geigerin Veronika Skuplik, Spezialistin für die Violinmusik des Barock, hat sich dazu die Argentinierin Evangelina Mascardi, die Meisterschülerin von Hopkinson Smith, als Begleiterin ausgewählt. Das Ambiente ist dabei die schmucke Kartause Mauerbach. In der Nähe Wiens gelegen bieten die barocken Kaisersäle, das Refektorium und die Klosterkirche passendes Ambiente für die Darbietung Alter Musik.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Anonym
Titel: Suiten, Sonata, Ciacona & Arien
Solist/Solistin: Veronika Skuplik/Violine
Solist/Solistin: Evangelina Mascardi/Laute
Länge: 59:50 min
Label: fra bernardo FB1405799

Komponist/Komponistin: Jean-Philippe Rameau
Titel: "Pygmalion"
Orchester: Les Arts Florissants
Leitung: William Christie
Länge: 25:50 min
Label: harmonia mundi france 902345

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