Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Herrschaften in Bewegung. Infrastruktur und Logistik beim Wiener Kongress 1814-1815.
Gestaltung: Sabine Nikolay


Vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 versammelten sich auf dem Wiener Kongress die wichtigsten Vertreter der großen europäischen Fürstenhäuser in Wien. Zu den prominentesten Teilnehmern zählten neben dem österreichischen Kaiser Franz I. der junge russische Zar Alexander, Preußens König Friedrich Wilhelm III und der Diplomat Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, der das nach den Wirren der Revolution, der Zeit des Kaiserreichs unter Napoleon und dessen Eroberungszügen sprichwörtlich am Boden liegende Frankreich repräsentierte. Die genannten Persönlichkeiten und zahlreiche weitere Vertreter des Hochadels reisten mit ihrer Entourage aus allen Teilen Europas nach Wien. Doch wie hat man sich das vorzustellen? Hunderte Reisekutschen und sogenannte Transportfourgons rumpelten über die größtenteils noch nicht gepflasterten Straßen des Kontinents. Sie sammelten sich vor den Toren Wiens, das ja damals noch von einer Mauer und dem davor liegenden Glacis umgeben war. Da die Straßen der Stadt zu eng für die Kutschen waren - eine Zufahrt war ja lediglich zu den großen Marktplätzen möglich - errichtete man für die Unterbringung der Reisefahrzeuge eigens eine riesige Kutschenhalle nahe des heutigen Ballhausplatzes. Die Pferde mussten in Stallungen untergebracht und versorgt werden, und für den Aufenthalt in Wien wurden den illustren Gästen zahlreiche Prunk- und Alltagsfahrzeuge zur Verfügung gestellt. Für winterliche Vergnügungen wurden goldene Schlitten angefertigt und für die Fortbewegung in den engen Gassen der Stadt Wien gab es Tragsessel samt Diener, die diese schleppten. Die feinen Herrschaften brauchten für ein Dreivierteljahr standesgemäße Wohnungen, ausreichend Verpflegung und Versorgung durch ihre Dienerschaft, und auch die Dienstboten mussten untergebracht und verpflegt werden. Die Wiener Stadtverwaltung und der Hof sorgten für Unterhaltung, Ablenkung und Bequemlichkeit. Die rauschenden Feste, für die der Wiener Kongress berühmt wurde, boten neben Entspannung auch die Gelegenheit zum "Netzwerken".

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