Gedanken für den Tag

6. Oktober 2014, 06:56

Elie Bagbila (Burkina Faso)

Es gibt Begegnungen mit Menschen, die Licht in mein Leben bringen. Meine Begegnung mit Elie Bagbila ist eine solche. Elie lebt in Burkina Faso, Westafrika. Er ist 45 Jahre alt. Ein großer, stattlicher Mann mit freundlichem, offenem Blick. Sein rechtes Bein knickt beim Gehen nach innen. Er hat eine schwere Gehbehinderung - ausgelöst durch eine Polioerkrankung in seiner Kindheit.

Elie Bagbila hätte sein Schicksal beklagen können. Hätte seinen Platz am Rande der Gesellschaft einnehmen können. Immer bedacht darauf, niemandem zur Last zu fallen. Stets im Schatten. In der Defensive. Elie tat nichts dergleichen. Er packte das Leben. Fest. Die Unterstützung seiner Eltern und der feste Glaube an seine Talente haben seinem vorgezeichneten Schicksal damals einen Strich durch die Rechnung gemacht: Elie absolviert die Schule, trotz seiner Behinderung, mit Neugier und Ausdauer. Er spielt traditionelles Theater und studiert Soziologie.

Meine erste Begegnung mit Elie liegt 15 Jahre zurück. Vieles hat sich seit damals verändert. Was sich nicht verändert hat, ist Elies Herzlichkeit. Sein Lachen. Und seine unbedingte Wertschätzung für die Menschen. Seit 2012 koordiniert Elie die Hilfsprojekte von LICHT FÜR DIE WELT in Burkina Faso und unterstützt die Regierung dabei, Schulen für behinderte Kindern zu öffnen.

Sein Ziel: Die Teilhabe behinderter Menschen in allen Lebensbereichen. Besonders am Herzen liegt Elie die Förderung behinderter Menschen in ihrer gewohnten Umgebung - in der eigenen Familie, unter Einbeziehung der Nachbarn und der Gemeinde, unter Einbeziehung von Schule, Theater und Musik. "Die medizinische Versorgung behinderter Menschen ist eine Notwendigkeit", sagt Elie, "aber im Fokus muss immer der Mensch stehen. Nicht die fehlende Gliedmaße oder das fehlende Augenlicht!" "Es ist nie zu spät, die eigenen Talente und Möglichkeiten zu entdecken, wenngleich sie bei behinderten Menschen oft doppelt verborgen sind", sagt Elie.

Ich bin selten einem aufrechterem Menschen begegnet als meinem Freund Elie Bagbila, dem beim Gehen sein rechtes Bein einknickt. Elie brachte Licht in mein Leben. Weil er zeigt, dass es, trotz widriger Umstände, in unseren Händen liegt, etwas zu verändern! Weil er zeigt, wie viel Menschen mit Behinderungen einzubringen haben!

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