Gedanken für den Tag

von Rupert Roniger, Geschäftsführer von "Licht für die Welt". "Begegnungen, die Licht in mein Leben bringen" - Zum Welttag des Augenlichts. Gestaltung: Alexandra Mantler

David (Südsudan)

Im Dezember 2006, kurz vor Weihnachten, bin ich David zum ersten Mal begegnet. In Kotobi - einem kleinen Dorf im Südsudan. David ist im Alter von vier Jahren schwer erkrankt. Zwar hat er die Krankheit überstanden, aber seine Beine sind seit damals gelähmt. Ohne Hilfsmittel kann David nur kriechen. Seine Familie nimmt große Mühen auf sich. In die Schule müssen ihn die älteren Geschwister tragen. Jeden Tag. David ist auf die Hilfe anderer angewiesen.

Das änderte sich, als eines Tages ein Rehabilitationshelfer des von LICHT FÜR DIE WELT initiierten gemeindenahen Rehabilitationsprogramms nach Kotobi kommt. Der Rehabilitationshelfer ermutigt David und seine Eltern, auf die Entwicklung von Davids Fähigkeiten zu achten, und nicht nur auf seine Behinderung. Und eines Tages bekommt der 15-jährige David ein Tricycle - eine geländegängige Mischung aus Rollstuhl und Fahrrad - das mit der Kraft der Arme angetrieben wird, und auch auf holprigen Schotterpisten funktioniert. David ist begeistert von den neuen Möglichkeiten. Er kann selbstständig in die Schule fahren, und sich im Dorf fortbewegen! Seit damals hat David Dinge erreicht, die niemand in der Familie und Nachbarschaft für möglich gehalten hat. David hat eine kleine Fahrradreparaturwerkstätte aufgebaut. Sogar Menschen aus dem Nachbardorf bringen ihre Räder zur Reparatur, freut er sich. Mit seiner Arbeit trägt er wesentlich zum Familieneinkommen bei. Und: David erhält die Anerkennung der Gemeinschaft. Die Erkenntnis, dass er etwas leisten kann, etwas beitragen kann und nicht nur Last ist - lässt David strahlen.

Während meines Besuchs merke ich, dass David unser Gespräch - freundlich - beenden möchte. Er hat noch etwas vor. Ich begleite David: Zur Musikprobe für den morgigen Gottesdienst. David spielt die große Adungu-Harfe. Wann immer er Zeit findet, musiziert er mit seinen Freunden. Aus dem Buben, den seine Beine nicht tragen, wurde ein Jugendlicher, der Verantwortung trägt. Verantwortung für sich selbst und für seine Familie. Aus dem Hilfsbedürftigen wurde ein selbstbewusster junger Mann mit muskulösen Armen und vor Fröhlichkeit blitzenden Augen, der das Leben im Dorf aktiv mitgestaltet. David brachte Licht in mein Leben. Weil er zeigt, dass manchmal kleine Impulse ein Leben in neue Bahnen lenken können.

Service

Licht für die Welt

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Rasha
Titel: Rasha
Ausführende: Rasha
Länge: 02:00 min
Label: Putumayo World Music PUTU 280-2

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