Die Hörspiel-Galerie

"Die Fackel-Neurose". Von Gerhard Naujoks. Komposition und Regie: Peter Kaizar. Mit Matthias Franz Stein, Thomas Kamper, Pippa Galli, Michaela Hurdes-Galli, Tania Golden und Gerhard Naujoks. (ORF 2013)

Er sei, heißt es in den Protokollen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, ein "Mann von großer Begabung" und ein ebenso "witziger" wie "talentierter Schriftsteller". Eigentlich aber war Dr. Fritz Wittels, geboren 1880 in Wien, Arzt und Psychoanalytiker. Und er hatte das Pech, zwischen zwei Heroen seiner Zeit zu geraten. Als Schriftsteller machte er bald die Bekanntschaft von Karl Kraus - und teilte sich mit ihm eine junge Geliebte. Als Psychoanalytiker wurde er in den erlauchten Kreis um Sigmund Freud aufgenommen. Mit beiden überwarf er sich allerdings.

Als Kraus ihn fallen ließ und in der "Fackel" böse Aphorismen über Wittels druckte, rächte sich dieser mit einem Schlüsselroman. In seinem Buch "Ezechiel der Zugereiste" rechnet Wittels mit seinem ehemaligen Förderer ab. Freud wiederum findet es gar nicht gut, "wenn zwei ehemalige Freunde sich mit Dreck bewerfen" und will die Veröffentlichung des Romans verhindern. "Sie sind", dekretierte er, "für meinen Kreis untragbar, wenn Sie dieses Buch herausbringen."

Gerhard Naujoks hat die Geschichte des Dr. Wittels auf der Basis gesicherter historischer Quellen in ein turbulentes Hörspiel verwandelt. In seinem Sittengemälde treten - neben Wittels, Freud, Kraus und der jungen Hetäre Irma - unter anderem auch zwei Chöre auf: Der "Chor der Gerüchte" und der "Chor der Innenstadthuren". Letztere sind nicht gut zu sprechen auf den Begründer der Psychoanalyse.

Service

Aus rechtlichen Gründen kann diese Sendung nicht zum Download angeboten werden.

Sendereihe