Gedanken für den Tag

11. Oktober 2014, 06:56

Amir Bedri (Äthiopien)

Mein Freund Amir Bedri ist Augenarzt. Der Äthiopier ist einer von wenigen Experten für eine bei uns fast unbekannte Augenkrankheit, die für die Erblindung von einer Millionen Menschen verantwortlich ist: Trachom. Amir hat sich ein unpopuläres Aufgabengebiet gewählt. Nichts, wofür man schnellen Ruhm und große Anerkennung erhält. Er hat sein berufliches Leben einer Krankheit verschrieben, die es in Europa schon lange nicht mehr gibt. Die nur auf geringes Interesse trifft.

Obgleich das Gefühl, das die Krankheit mit sich bringt, das kennen wir gut. Jeder weiß, wie es sich anfühlt, eine Wimper im Auge zu haben. Oder ein Sandkorn. Es juckt. Es brennt. Die Augen tränen. Der Unterschied zu Trachom ist: die Krankheit lässt sich nicht einfach wegblinzeln oder wegwischen - wie ein Sandkorn oder eine Wimper. Man kann sie auch nicht einfach auswaschen. Nicht mit Wasser. Und auch nicht mit Tränen. Trachom ist eine bakterielle Augenerkrankung, die bei schlechten hygienischen Bedingungen und Mangel an sauberem Wasser durch Fliegen übertragen wird. Es beginnt mit einer Entzündung der Bindehaut der Augenlider. Die Entzündung wiederholt sich, allmählich vernarbt die Bindehaut, zieht sich zusammen. Die Augenlieder drehen sich nach innen, die Wimpern brechen ab, und kratzen an der Hornhaut. Jedes Mal, wenn man das Auge auf oder zumacht. Jedes Mal. Durch Verbesserung der Hygiene und rechtzeitige Behandlung kann die Erblindung verhindert werden kann. Im fortgeschrittenen Stadium hilft eine kleine Lid-Operation.

Amir Bedri ist seit 20 Jahren in den am stärksten betroffenen Regionen Afrikas unterwegs: Unter schwierigsten Bedingungen bildet er einheimische Mitarbeiter aus, damit sie die Operationen schnell und sicher durchführen können. Zeigt wieder und wieder, wie der Kreis der Infektion durchbrochen werden kann und muss. Amir hat die Bekämpfung und Eliminierung dieser scherzhaften Krankheit zu seiner persönlichen Mission gemacht. Werden die so wichtigen vorbeugenden Maßnahmen nicht ernst genommen werden, wird Amir ungehalten - auch wenn ihm der Gesundheitsminister persönlich gegenüber sitzt.

Energie für seine Arbeit holt sich Amir bei seiner Familie. Doch bald muss Amir wieder los: Ausbildung, Aufklärungsarbeit, Operationen, Verhandlungen mit den Behörden. Beharrlichkeit und die Überzeugung, dass es gelingen kann, diese Krankheit auszurotten. Daran arbeitet er. Jeden Tag. Bis es geschafft ist. Die Zuversicht dieses Mannes, gibt mir Kraft. Weil er zeigt, dass es in unseren Händen liegt, Aufgaben zu übernehmen, die scheinbar zu groß für uns sind!

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