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Nigerianisches Englisch oder karibisches "Rastafarian"? Sprachgutachten als Entscheidungsgrundlage in Asylverfahren. Gestaltung: Gabriele Anderl

Language Analysis for the Determination of Origin (LADO) - die Sprachanalyse zur Herkunftsbestimmung - kommt, ausgehend von Schweden, seit den 1990er Jahren in vielen Ländern bei Asylverfahren zur Anwendung. Die Methode wird auch in Österreich angewandt, um die Angaben schutzsuchender Personen zu ihrer Identität und Herkunft auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen. Die Sprachanalysen erfolgen auf Basis kurzer Tonaufnahmen und werden von eigens eingerichteten staatlichen Stellen oder, wie in Österreich, im Auftrag der Asylbehörden von privaten ausländischen Unternehmen oder freiberuflichen Gutachter/innen durchgeführt. Sie bilden vielfach die Grundlage für Asylentscheidungen.

Während die Behörden davon ausgehen, dass bestimmte Ausprägungen linguistischer Merkmale die Herkunft einer Person eindeutig festlegen, stellen Sprach- und Rechtswissenschafter/innen den Beweiswert der Ergebnisse in Frage und kritisieren, dass das Verfahren nicht den fachlichen Anforderungen entsprechen und die Gutachter/innen nicht über die notwendigen Qualifikationen verfügen würden. Es sei äußerst fragwürdig, aus der Analyse gesprochener Textfragmente zuverlässige Rückschlüsse auf die Herkunft, die soziokulturelle Zugehörigkeit oder die Staatsangehörigkeit Schutzsuchender ziehen zu wollen. Verwiesen wird auf die Vielzahl von Sprachen und lokalen Sprachvarianten in Ländern Afrikas und Asiens, die häufige Vermischung von Sprachen und darauf, dass die individuelle Sprache durch vielfältige Faktoren bestimmt wird und Sprachgrenzen aufgrund von Flucht- und Migrationsbewegungen fließend sind.

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